155 Schuhe für 155 getötete Frauen

„Orange the World“: Der 25. November ist der „Orange Day“ – der Tag, an dem weltweit ein Zeichen gegen die Gewalt gegen Frauen gesetzt wird. In Hannover ist er Anlass zu zahlreichen Aktionen. Eine davon: 155 Damenschuhe in Orange, die noch bis zum 10. Dezember – dem Tag der Menschenrechte – an 155 Orten in der Stadt Hannover und im Umland mit einer bitteren Botschaft gezeigt werden. Auch in der Basilika St. Clemens, der Mutterkirche der Katholik*innen in Stadt und Region. 

Denn die Zahl der Schuhe steht symbolisch für 155 Frauen, die 2023 von ihren (Ex-) Partnern getötet wurden. „Das ist eine erschreckende Zahl“, sagt Propst Wolfgang Semmet, der Hausherr der Basilika St. Clemens ist: „Der Schuh in unserer Kirche ist ein kleiner Protest gegen eine große, wachsende Zahl von Straftaten gegen Frauen.“ Ob Hass im Netz, Sexualdelikte oder häusliche Gewalt: Straftaten gegen Frauen nehmen in allen Bereichen zu und sie ziehen sich quer durch alle Bevölkerungsgruppen. Die meisten Täter kommen aus dem direkten Umfeld der betroffenen Frauen.

Die Folge: Gewalt gegen Frauen geht einher mit Angst, Unterdrückung und Scham. Nach Schätzungen des Bundeskriminalamtes behalten nahezu 80 Prozent der betroffenen Frauen ihr Leid für sich. „Darum ist der Orange Day, darum sind weitere Aktionen so wichtig, denn davon geht das deutliche Signal aus, dass häusliche Gewalt keine Privatangelegenheit ist“, ergänzt Sabine Marquardt für die Katholische Kirche in der Region Hannover: „Wir brauchen Gewaltprävention, Täterarbeit, umfassende Schutz- und Hilfsangebote, Zugang zur Justiz und Aufklärung.“ Daher sind Gesellschaft, Politik und Kirchen in der Pflicht, Strukturen aufzudecken, die Gewalt gegen Frauen begünstigen. „Denn nur so können wir verhindern, dass statistisch in Deutschland alle vier Minuten ein Mann seiner Partnerin Gewalt zufügt.“

Die Damenschuhe in Orange gehen auf eine Initiative der Soroptimist International (SI) Clubs Hannover 2000 und Hannover zurück –mit Unterstützung des städtischen Referats für Frauen und Gleichstellung. Der 25. November wurde 1999 von den Vereinten Nationen zum „Internationalen Tag zur Beseitigung von Gewalt an Frauen“ bestimmt. Das Datum erinnert an die Ermordung der drei Schwestern Mirabal in der Dominikanischen Republik. Sie wurden am 25. November 1960 vom Geheimdienst nach monatelanger Folter getötet, weil sie sich gegen die Diktatur Rafael Trujillos gewehrt hatten. Der Mut der drei Frauen wird durch den Gedenktag gewürdigt. 

Telefonnummern für hilfesuchende Frauen

• Gewalt gegen Frauen - bundesweites Hilfetelefon rund um die Uhr; Tel. 116 016
• Sofortaufnahmestelle für Frauen und ihre Kinder in Hannover - Frauenhaus24, erreichbar rund um die Uhr: (0800) 770 80 77
• Frauennotruf Hannover e.V., offene Sprechstunde immer montags von 14 bis 15 Uhr (außer an Feiertagen), telefonische Beratung montags 15 bis 17 Uhr, mittwochs 10 bis 12 Uhr und freitags 10 bis 13 Uhr: (0511) 33 21 12