Gottesdienste an erster Stelle
Bischof Norbert Trelle stellte seine Pläne für die Visitation in Hannover ab September 2012 vor
Nicht, dass er sich mit dem Apostel Paulus vergleichen wolle, scherzt Bischof Nobert Trelle. Und doch? Rom war eine ganz andere Nummer als die Gemeinden, die Paulus in Kleinasien betreut hat, erklärt er. Aus dem Römerbrief höre man diesen Respekt deutlich heraus. Da liegt es nahe, den Vergleich zu seiner Visitation im größten Dekanat des Bistums zu ziehen. 2012/13 wird Bischof Norbert die Gemeinden und Einrichtungen der Katholischen Kirche in der Region Hannover besuchen. Seine Pläne dazu stellte er beim Dies Communis, dem Treffen der Seelsorgerinnen und Seelsorger im Dekanat, vor und beantwortete erste Fragen.
Propst Martin Tenge präsentierte das Dekanat in statistischen Zahlen und Fakten. Beeindruckt zeigte sich der Bischof davon, dass Hannover durch zahlreiche Zuzüge wächst. Wanderung ist ein theologisches Grunddatum, sagte Bischof Norbert. Wir sollten den Menschen mit einem Gestus des Willkommens begegnen. Auch nahm er ernst, dass Christen in Hannover in der Minderheit sind: Nur 48,5 Prozent ordnen sich einer der großen Kirchen zu. Wir sind Kirche in einem säkularen Umfeld, sagte der Bischof. Wenn wir nicht missionarisch Kirche sind, haben wir schon verloren.
Bei der Visitation, stellte er klar, gehe ihm der Blicks aufs Ganze vor dem Blick auf einzelne Gemeinden. Er warb um Akzeptanz für größere Seelsorgeräume: Wir können nicht mehr flächendeckend präsent sein. Die größere Einheit ergänzt, was die Gemeinden selbst nicht leisten können. Bischof Norbert will mit den Aktiven in Hannover darüber nachdenken, wie Laien und Ehrenamtliche ihre Kompetenzen auch in Leitungsverantwortung einbringen können. Erste Erfahrungen gibt es dazu bereits im Dekanat Unterelbe.
An erste Stelle bei seinem Besuch setzt der Bischof das Bemühen um eine gute Liturgie. In dieser Hinsicht, kündigte er an, möchte er Vorbeter sein. Zudem ist ihm die Glaubensvermittlung an Erwachsene wichtig. Er zitierte den provokanten Ausspruch eines US-Theologen über die Katechese in Deutschland: Jesus hat den Erwachsenen sein Evangelium verkündet und mit den Kindern gespielt. Ihr macht es umgekehrt.
Der erste Schritt zur Visitation besteht für die Gemeinden und Einrichtungen darin, einen Orientierungsbericht auszufüllen. Bischof Norbert Trelle warb dafür, die Erhebung der statistischen Daten auch vor Ort zum Anlass zu nehmen, ins Gespräch zu kommen. Allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in der Seelsorge bietet er ein persönliches Gespräch an. Aus diesem Kreis kam der Wunsch, in der Landeshauptstadt kritische Töne zur Abschiebungspolitik anzuschlagen. Hier zeigte sich der Bischof offen für eine Diskussion. Auch liegt ihm am Herzen, armen Menschen in Hannover zu begegnen und den ökumenischen Dialog zu pflegen.
Annedore Beelte