Wichtige Stimme für Menschen in Armut und Bedrängnis

Bischof Dr. Heiner Wilmer SCJ zum Tod von Papst Franziskus

Bischof Dr. Heiner Wilmer SCJ trauert um Papst Franziskus: "Er war global eine enorm wichtige Stimme für Menschen in Armut und Bedrängnis, für all jene, die nicht gehört und nicht beachtet werden."

Bischof Dr. Heiner Wilmer SCJ:

„Mit tiefer Trauer habe ich heute vom Tod von Papst Franziskus erfahren. Er begann sein Pontifikat mit „Urbi et Orbi“ und er beendete es mit diesem Segen für die Welt am Fest der Auferstehung. Dieses Vermächtnis wird bleiben. Ich habe mich dem Heiligen Vater immer sehr verbunden gefühlt. Er war ein tiefgläubiger Mensch, der nicht nur mir, sondern Millionen von Menschen weltweit ein großes Vorbild gewesen ist. Es ist die unbändige Freude am Evangelium, die dem Papst so wichtig gewesen ist und Gläubige jeden Alters weltweit inspiriert und elektrisiert hat.

Papst Franziskus war ein Weltbürger und eine weltweit bedeutende Persönlichkeit. Als ein herausragender Intellektueller besaß er die Fähigkeit, komplexe Themen so klar und manchmal auch kompromisslos deutlich anzusprechen, dass jede und jeder ihn verstanden hat. Sein Einsatz für Nächstenliebe, Frieden und Verständigung sowie gegen Ungerechtigkeit, Hass und Gewalt war unermüdlich. Er war global eine enorm wichtige Stimme für Menschen in Armut und Bedrängnis, für all jene, die nicht gehört und nicht beachtet werden.

Er hat den Scheinwerfer der Weltöffentlichkeit wie kaum ein anderer auf die Not geflüchteter Menschen und die menschengemachte Zerstörung unserer Lebensgrundlagen gerichtet. Seine Enzyklika Laudato si' hat weit über die Grenzen der katholischen Kirche hinaus große Beachtung gefunden.

Papst Franziskus hat den Stil des einfachen Mannes und des offenen Herzens gepflegt und damit für alle sichtbar gezeigt, was eine wahrhaft christliche Haltung ausmacht. Bescheidenheit, Demut, Offenheit und die Gabe zum Zuhören haben ihn ausgezeichnet. Ich kann mich noch gut daran erinnern, was er mir sagte, nachdem mich das Hildesheimer Domkapitel zum Bischof gewählt hatte: „Sei ein Pastor, geh zu den Menschen, sei nah bei ihnen.“ Damit hat er deutlich gemacht, worum es im Kern geht: all unser Handeln als Kirche auf die Menschen auszurichten.

Während seines Pontifikats hat sich Papst Franziskus mit aller Kraft und auch gegen beträchtliche Widerstände dem Kampf gegen sexualisierte Gewalt innerhalb der katholischen Kirche gewidmet. Zu seinen Errungenschaften gehören die Schaffung einer Kinderschutzkommission im Vatikan, eine weltweite Meldepflicht für Missbrauchsfälle und Verschärfungen des Kirchenrechts. Er hat immer deutlich gemacht, dass Verbrechen gegen junge und schutzbefohlene Menschen niemals toleriert werden dürfen.

Es ist nicht übertrieben, wenn ich feststelle, dass Papst Franziskus die katholische Kirche als eine weltweite Glaubensgemeinschaft in einer besonderen und sehr positiven Weise geprägt hat. Er kannte die unterschiedlichen Mentalitäten und kulturellen Eigenheiten der vielen Ortskirchen und hat mit Diplomatie und viel Geschick die verschiedenen Bedürfnisse, Anforderungen und unterschiedlichen Geschwindigkeiten in den Reformbestrebungen austariert, um den Wandel mutig zu gestalten und zugleich die Einheit der Kirche zu bewahren. Ihm ging es stets um das Überwinden polarisierender Positionen.

In dieser Spur ist auch der weltweite synodale Prozess zu sehen, den Papst Franziskus initiiert hat. Synodalität vollzieht sich nach den Worten des Papstes von unten nach oben. Es sei nicht möglich, eine große Synode zu halten, ohne die Basis in Betracht zu ziehen, hat er einmal festgestellt.

Ihm ging es darum, das Zuhören in der Kirche zu entwickeln. Zugleich war es sein Anliegen, die Evangelisierung zu vertiefen. Er wusste ganz genau: Erst wenn ich für die Botschaft Jesu Christi brenne, entfache ich dieses Feuer im Herzen der anderen. Wir werden Papst Franziskus immer in Erinnerung behalten als treuen Diener seiner Kirche, der unnachahmlich Feuer und Flamme war für die frohe und befreiende Botschaft des Christentums.“

Bischof Wilmer hat die Pfarrgemeinden im Bistum Hildesheim gebeten, bis zum Tag der Beerdigung des Papstes jeweils um 12 Uhr mittags für fünf Minuten das Totengeläut vorzusehen und in den Hochgebeten der Eucharistiefeiern für den verstorbenen Papst Franziskus zu beten („Gedenken der Verstorbenen“).

Bischof Wilmer hat einen Psalm und Fürbitten formuliert, die von Papst Franziskus inspiriert sind, und von den Pfarrgemeinden in den Gottesdiensten verwendet werden können.

In den nächsten Tagen wird im Hildesheimer Dom das Requiem für Papst Franziskus gefeiert. Der genaue Termin steht noch nicht fest.