"Altenhilfe nur noch ein Wettbewerb der niedrigsten Vergütung
Hildesheimer Caritasdirektor kritisiert heftig derzeitiges System der Altenhilfe
Hannover (lcv/pkh) - Mehr Anerkennung für die in der Altenhilfe tätigen Pflegekräfte hat am Dienstag, 7. Oktober, der Osnabrücker Bischof Dr. Franz-Josef Bode auf dem Opernplatz in Hannover gefordert. Pflegerinnen und Pfleger hätten sich zurecht nicht daran gewöhnt, dass immer weniger Zeit für Pflege und Betreuung zur Verfügung steht, sagte er im Rahmen der Abschussveranstaltung von Pflegealarm Die Helfer brauchen Hilfe einer Kampagne der landesweiten Caritas und der niedersächsischen Bischöfe.
Weit über1500 Pflegekräfte waren eigens zu dieser Veranstaltung aus ganz Niedersachsen in die Landeshauptstadt angereist. In einer bisher einmaligen Aktion hatten sich im März dieses Jahres die drei niedersächsischen Bischöfe Norbert Trelle (Hildesheim), Dr. Franz-Josef Bode (Osnabrück) sowie Weihbischof Heinrich Timmerevers (Vechta) hinter die Aktion gestellt.
Die Caritas-Initiative habe erreicht, dass keiner der niedersächsischen Abgeordneten mehr sagen könne: Davon habe ich nichts gewusst, zeigte sich der Osnabrücker Bischof zufrieden. Durch die Aktion sei das Thema zudem in die Mitte der gesellschaftlichen Diskussion gerückt worden.
Dass die Anliegen der Caritas berechtigt seien, unterstrich die niedersächsische Sozialministerin Mechthild Ross-Luttmann bei der Kundgebung auf dem Opernplatz. Ich wünsche mir, das von diesem Tag eine große Initialzündung ausgeht, sagte die Sozialministerin.
Sie habe großen Respekt vor der Leistung der Pflegemitarbeiter: Gute Pflege muss auch gut bezahlt werden, billigte die Ministerin zu. Allerdings habe die Landesregierung keine rechtliche Möglichkeit, auf Pflegesatzverhandlungen Einfluss zu nehmen, sagte Ross-Luttmann. Diese würden von Pflegekassen, Landkreisen und Heimbetreibern geführt.
Genau an diesem Punkt setzte der Direktor des Hildesheimer Diözesan-Caritasverbandes, Dr. Hans-Jürgen Marcus, als Sprecher der Caritasverbände in Niedersachsen an: Politik braucht aus unserer Sicht einen klaren Gestaltungswillen, forderte Marcus.
Wer davon ausgehe, dass niedrige Preise und niedrige Vergütung der Mitarbeiter nichts mit der Qualität zu tun haben, der hat das Problem nicht erkannt, kritisierte der Hildesheimer Caritas-Direktor. Der Wettbewerb in der Altenpflege in Niedersachsen", so Marcus, "bezieht sicht nicht auf die Qualität, sondern nur noch darauf, wer in der Lage ist, seine Mitarbeiter am schlechtesten zu bezahlen. Der Wettbewerb sei nur noch ein Wettbewerb über die niedrigste Vergütung, spitzte Marcus zu. In diesem System könne weder die Caritas noch andere Anbieter auf Dauer menschenwürdig pflegen.
Die Caritas sehe ihren Auftrag nicht im Erstellen von Seniorenresidenzen, sondern in Pflegeheimen für alle Menschen. Insgesamt zeigte sich Marcus zufrieden mit der Pflegekampagne. ber 50 der rund 150 niedersächsischen Landtagsabgeordneten hätten sich vor Ort in Caritas-Altenheimen über die Lage informiert.
Im Rahmen der Kundgebung wurden rund 2000 Postkarten an die Sozialministerin übergeben. Darauf begründen Bürger aus ganz Niedersachsen, warum sie die Caritas-Pflegekampagne unterstützen.
Weitere Infos gibt es auch unter "www.pflegealarm.de".