Bewusster konsumieren
Nachhaltig leben - zwei Frauen aus Hannover versuchen dabei mit gutem Beispiel voran zu gehen. Sie informieren im ka:punkt in der Grupenstraße darüber und organisieren eine Tauschbörse.
Noch brauche ich Geld zum Leben, sagt Margitta Goroncy und trinkt einen Schluck fairtrade- Kaffee aus einer orangen Tasse. Die Tasse hat sie gebraucht gekauft. Den Baststuhl, auf dem sie sitzt, hat sie vor einiger Zeit vorm Sperrmüll bewahrt. Auch den Tisch hat sie gefunden und neu gestrichen. Ich weiß gar nicht, ob das nicht verboten ist, Sperrmüll von der Straße mitzunehmen. Aber wenn man die Stühle hier sieht oder den Tisch, fragt man sich, warum das andere wegschmeißen wollen, sagt sie.
Ressourcen schützen
Alles fing vor zwei Jahren mit einem Artikel über Nachhaltigkeit und Teilen in einer Zeitschrift an, den sie durch Zufall in die Hände bekam. Ich engagiere mich seit fast 20 Jahren für den Umweltschutz, sagt die 51- Jährige. Mir ist wichtig, unsere Erde und ihre Ressourcen zu schützen. Also setzte sie sich immer mehr mit dem Thema Nachhaltigkeit auseinander und änderte ihren Lebensstil. Klamotten, Bücher, Schmuck alles versuchte sie, unter dem Aspekt Nachhaltigkeit zu überprüfen. Dabei musste sie vor allen Dingen im Bereich der Lebensmittel kreativ werden. Ich beziehe Erwerbsminderungsrente und kann nicht immer in Bioläden einkaufen oder Fairtrade- Produkte kaufen auch wenn ich es möchte und eigentlich davon überzeugt bin, sagt die ehemalige Erzieherin. Deshalb geht sie auch einmal die Woche zur Essensausgabe, wo man gegen 1,50 Euro eine Kiste mit Lebensmitteln erhält, die sonst von Supermärkten weggeschmissen werden würden. Ich gehe da aus Prinzip hin aber auch wegen des Geldes. Was ich da spare, nutze ich, um mir etwas in Bioläden zu kaufen. Oft kocht sie zusammen mit Freundinnen, die sich auch für das Thema Nachhaltigkeit interessieren.
Menschenrechte achten
Wie zum Beispiel die 39- Jährige Eva- Maria Walther aus Hannover. Seit fast fünf Jahren sind die beiden befreundet. Ich glaube, die einen finden das mit der Nachhaltigkeit interessant, die anderen finden das eher komisch. Es ist eine Frage des Selbstbewusstseins, ob man sich auch nach außen hin für das Thema einsetzt, sagt sie. Anders als Margitta Goroncy kam sie vom Thema Menschenrechte her zur Nachhaltigkeit. Ich kann durch bewussteren Konsum mein Leben auch selbstbestimmter gestalten und dafür sorgen, dass Menschen in anderen Ländern besser leben, erklärt sie. Egal ob es um Anziehsachen oder ihre Wohnungseinrichtung geht auch bei ihr zuhause ist fast alles aus zweiter Hand, geschenkt oder fairtrade. Immer mehr konsumieren das ist ja auch im Sinne der Schöpfung bedenklich, sagt die Christin, die in den Caritas- Werkstätten das Qualitätsmanagement für die Digitalisierung von Patientenakten aus dem Bernwardskrankenhaus Hildesheim macht. Ich denke, dass für viele Konsumenten überhaupt nicht mehr nachvollziehbar ist, was hinter den einzelnen Produkten für ein Entstehungsprozess steht.
Um auf das Thema Nachhaltigkeit aufmerksam zu machen, organisieren die beiden im katholischen ka:punkt in der Innenstadt von Hannover eine Tauschbörse mit vorherigem Kurzvortrag. Anders als zum Beispiel vielen Veganern geht es den beiden Nachhaltigkeitsexpertinnen dabei aber nicht darum, andere Menschen zu hundert Prozent von ihrem Thema zu überzeugen. Nicht jeder Mensch kann in allen Lebensbereichen nachhaltig leben. Manchmal geht es nicht wegen der Arbeit oder der finanziellen Mittel, sagt Margitta Goroncy. Die gebürtige Bremerin, die der Liebe wegen nach Hannover kam, drückt beide Augen zu, wenn es um ihre 14- jährige Tochter Emma geht, die unter der Woche bei ihrem Vater wohnt und sie oft am Wochenende besucht. Wenn sie etwas für die Schule braucht, bekommt sie das natürlich. Aber zum Glück geht sie auch gerne in Second- Hand- Läden. Sie ist da reingewachsen. Vieles lasse sich ja auch nicht mit Geld kaufen. Harmonisches Miteinander, Zeit und Glauben, sagt Margitta Goroncy.
Am Dienstag, 24. Januar, werden die beiden Referentinnen um 18:30 Uhr im ka:punkt (Grupenstraße 8, Hannover) einen kurzen Vortrag zum Thema Nachhaltigkeit halten. Anschließend findet eine Tauschbörse statt. Alle Interessenten sind eingeladen, Bücher, CDs, Deko- Artikel und Accessoires mitzubringen, die sie selbst nicht mehr möchten.
Marie Kleine