Christliches Profil in der Politik schärfen

121. Todestag von Ludwig Windthorst: Bischof Norbert Trelle am Grab des Politikers

Am 121. Todestag von Ludwig Windthorst (1812-1891), des katholischen Gegenspielers Bismarcks, der in der St. Marien-Kirche in der Nordstadt von Hannover begraben ist, hat Bischof Norbert Trelle gestern seine Sorge darüber ausgedrückt, dass christliche Wertpositionen in den Parteien verloren gehen könnten. Windthorst sah den Wert seiner mühsamen parlamentarischen Arbeit darin, das christlich-katholische Profil zu schärfen, erinnerte der Bischof von Hildesheim in seiner Predigt am Grab des einstigen hannoverschen Justizministers und späteren Abgeordneten der Zentrumspartei im Reichstag. Im Rahmen des <link http: www.ludwig-windthorst-stiftung.de download programmheft_luwi_jubilaeumsjahr.pdf external-link-new-window externen link in neuem>Jubiläumsjahres zum 200. Geburtstag Windthorsts feierte Trelle einen  Gedenkgottesdienst gemeinsam mit der Gemeinde, mit Propst Martin Tenge und mit Schülern und Lehrern der katholischen Haupt- und Realschule Ludwig-Windthorst-Schule.

In einer Zeit der Umbrüche und Krisen, in der sich die feudale zu einer bürgerlichen Gesellschaft wandelte, galt es, die sozialen Nöte zu erkennen und ihnen zu begegnen. Notwendig war ein Bund mit dem Volk, analysierte der Bischof. Bismarck bekämpfte seine Gegner mit den Mitteln des Polizeistaates, ging mit den Sozialistengesetzen gegen die Sozialdemokratie und im so genannten Kulturkampf gegen die katholische Kirche vor. Windthorst dagegen wandte sich entschieden gegen jede Ausnahmegesetzgebung und Diskriminierung, sei es aus religiösen, ethnischen oder politischen Gründen. Mit seinem Einsatz hatte er entscheidenden Anteil an der Entwicklung des Rechtsstaates in Deutschland. Der Historiker Golo Mann nannte ihn den genialsten Parlamentarier, den Deutschland je besaß.

Das Vermächtnis Windthorsts verpflichtet uns für die Gegenwart, mahnte der Bischof. Notwendig sei heute, dass christliche Politiker ein Gegengewicht setzten gegen ein Denken, das lediglich Kosten und Nutzen gegeneinander abwägt. Bernd Langer, Pfarrer der Gemeinde St. Maria, erinnerte daran, dass die Kirche dem Geist Windthorsts auch Jahrzehnte später treu geblieben ist. Ausgerechnet am 14. März, dem Todestag Windthorsts, unterzeichnete Papst Pius XI. 1937  die Enzyklika Mit brennender Sorge, in der er die Politik der Nationalsozialisten und die Verletzung der Rechte der katholischen Kirche anprangerte.

Annedore Beelte