Das Helfersyndrom muss zu Hause bleiben
Edeltraud und Werner Kessens aus Bredenbeck waren als Botschafter des Bistums in Bolivien
Ein Treibhaus aus Müll, ein tanzender Pfarrer und Autofahrer, die mit der Hupe nicht drohen, sondern miteinander kommunizieren. Werner und Edeltraud Kessens aus Bredenbeck könnten stundenlang erzählen. Sie haben sich einen Traum erfüllt, den sie hegten, seit ihre Tochter Lara 2008 einen Freiwilligendienst in Bolivien geleistet hat. Jetzt haben sie mit der ganzen Familie das Land in den Anden besucht als Botschafter des Bistums Hildesheim, um das 25-jährige Jubiläum der <link http: www.bistum-hildesheim.de bho dcms sites bistum gesellschaft weltkirche bolivienpartnerschaft index.html external-link-new-window externen link in neuem>Partnerschaft zwischen der katholischen Kirche in Bolivien und dem Bistum mitzufeiern.
Bei den Bolivianern, sind sie überzeugt, ist das Signal angekommen, dass die Begegnungsreise setzen sollte: Sie haben das als Zeichen großer Wertschätzung empfunden, dass wir nicht einfach Geld spenden, sondern uns auf den Weg machen und sie besuchen, erzählt Edeltraud Kessens. Ihr Mann ergänzt: Das Helfersyndrom muss man zu Hause lassen. Sonst wäre es eine Patenschaft, aber keine Partnerschaft. Die Teilnehmer haben Kirchengemeinden besucht und ein Schnupperpraktikum in einer sozialen Einrichtung absolviert. Das Ehepaar Kessens lernte so das Projekt WARMI kennen, das die katholische Frauengemeinschaft des Bistums unterstützt. WARMI war gestartet, um alleinerziehenden Müttern eine Berufsperspektive zu geben. Inzwischen gibt es hier auch Kinderbetreuung von der Krippe bis zum Hort und einen Mittagstisch für Schüler. Die Kinder haben oft einen Schulweg von zwei, drei Stunden durch die Berge und können eine solche Anlaufstelle dringend gebrauchen, haben die Eheleute Kessens erlebt.
Beide schwärmen von der enormen Herzlichkeit, mit der sie in den Gemeinden aufgenommen wurden. Sie haben uns zu Ehren ein Fest gefeiert, erzählt Edeltraud Kessens. Feiern heißt, es tanzen wirklich alle. Auch der Pfarrer, da gibt es keine Berührungsängste. Wir wurden dauernd aufgefordert. Besonders beeindruckt hat sie auch der Besuch auf einer Messe zum Thema Recycling. Umweltschutz und Klimawandel sind wichtige Themen der Partnerschaft, zumal Bolivien eines der Länder auf der Erde ist, die am stärksten vom Klimawandel betroffen sind. Auf der Messe stellten junge kreative Bolivianer ihre Ideen vor, was man aus Müll Nützliches herstellen kann: zum Beispiel ein Treibhaus aus alten Plastikflaschen. Da merkt man erst, wie durchgeknallt wir mit Ressourcen umgehen, wenn wir zehn Jahre alte Autos in die Schrottpresse schicken, resümiert Werner Kessens. Wie die Bolivianer miteinander umgehen, lässt sich auch gut im Straßenverkehr ablesen, erklärt er: Es gibt fast keine Schilder und Ampeln, aber alle nehmen kontinuierlich Rücksicht auf einander. Bei uns wird Gas gegeben, wenn es keine Beschränkungen gibt. In Bolivien wird Gas weggenommen.
Die Familie Kessens möchte auf jeden Fall die geknüpften Kontakte weiter pflegen und andere Menschen mit ihrer Begeisterung anstecken. Gelegenheit dazu wird es in diesem Jahr noch reichlich geben. Am 29. November wird das Jubiläum in Hildesheim gefeiert. Im <link http: jochenteich.files.wordpress.com halbjahresprogramm-2012-2.pdf external-link-new-window externen link in neuem>ka:punkt, dem katholischen Treffpunkt in der Innenstadt von Hannover, wird in der Adventszeit eine Ausstellung über die Partnerschaft informieren.
pkh