Der Glaube auf venezianisch
Venezianische Barockmusik in einer venezianisch inspirierten Barockkirche: Das bot der Abend in der Basilika St. Clemens mit dem Knabenchor Hannover und dem Ensemble la festa musicale. Ein besonderer Ort für besondere Musik ? nicht nur wegen der Epoche und der kulturellen Verbindung. Die Klammer bildet zudem Agostino Steffani.
Der Bischof und Bauherr von St. Clemens war nicht nur Priester, Diplomat und Kirchenpolitiker er war auch ein begnadeter Komponist. So war es seine Vertonung des Magnificates, des Lobgesangs der Gottesmutter Maria, die dieses Konzert eröffnete. In der Hannoverschen Allgemeinden Zeitung und in der Neuen Presse wurde das Konzert besprochen. Wir veröffentlich an dieser Stelle Auszüge aus den Kritiken. Das Konzert fand in Zusammenarbeit mit dem Forum Agostino Steffani statt und war Auftakt der dritten Festwoche des Forums.
ber das Konzert schreibt Christian Schütte in der HAZ vom 4. Juni.
Der Knabenchor Hannover bestritt zusammen mit dem Ensemble la festa musicale unter der Leitung von Jörg Breiding den Abend. In dessen Zentrum stand zwar nicht Musik von Steffani, aber er eröffnete damit. 1674, mit 20 Jahren, komponierte Steffani sein doppelchöriges Magnificat. Doch wie ein typisches Frühwerk klingt das nicht, die Tiefe des Ausdrucks und die dichte Verknüpfung von Text und Musik machen das kompakte Stück zu einem besonderen Ereignis, das der Knabenchor mehr als adäquat zu entfalten wusste. ?
Nach einem instrumentalen Intermezzo mit Antonio Vivaldis kontemplativ in sich ruhender Sonata Al santo sepolcro stand als zentrales Werk des Programms die Messe in F von Diogenio Bigaglia auf dem Programm. Der heute so gut wie unbekannte Komponist war Benediktinermönch und schrieb seine Musik für die Klosterkirche San Giorgio Maggiore in Venedig, erbaut von dem Architekten Andrea Palladio. Dessen Bauten waren Vorbild für die Basilika St. Clemens. Lajos Rovatkay, Initiator der Steffani-Festwochen, hat die Messe Bigaglias für die Aufführung in Hannover wieder entdeckt. Die beiden Teile Kyrie und Gloria zeichnen sich durch eine sehr fein gearbeitete Formung des Textes aus, die Singstimmen sind rhythmisch anspruchsvoll, durchaus virtuos-instrumental behandelt. Chor- und Ensemblestellen wechseln sich ab, dem Knabenchor standen als stilsicheres Solistenquartett Veronika Winter und Magdalena Harer, Sopran, Alex Potter, Altus, und Markus Flaig, Bass, zur Seite.
Schließlich gab es das Credo in F von Antonio Lotti. Lottis Vater wirkte als kurfürstlicher Kapellmeister in Hannover, er selbst verbrachte weite Teile seines Lebens in Venedig. Das Credo ist wahrscheinlich am Dresdner Hof entstanden, wo er eine kurze Zeit angestellt war. Das komponierte Glaubensbekenntnis ist von kraftvollem, festlichem Charakter. Ein gelungener Abschluss für diese interessante Reise durch die venezianische Kirchenmusik aus der Gründungszeit der Basilika, vom Knabenchor, la festa musicale und den Solisten ausdrucksstark zum Klingen gebracht
Für die Neue Presse (Ausgabe 4. Juni) bespricht Christian Seibt das Konzert:
In der mit 500 Zuhörern ausverkauften Basilika konnte man nun sein Erstlingswerk hören: Das "Magnificat" (für achtstimmigen Doppelchor und Basso continuo aus "Psalmodia vespertina volans...", Rom 1674). Schöne festliche, getragene, bewegte Musik, die zur Kontemplation einlädt. Wundervoll, wie unter der Gesamtleitung von Jörg Breiding der 50köpfige Knabenchor Hannover die kunstvoll miteinander verflochtenen Stimmen singt und wie sensibel das 16köpfige Barockensemble la festa musicale den Chor musikalisch begleitet. Breiding fügt alles hervorragend zu einem transparenten, wohlig-warmen Gesamtklang zusammen. Ein Hörgenuss. So wird es den gesamten Abend auch bleiben ?
Es folgt eine weitere Besonderheit ? die "Messe in F" (Kyrie und Gloria) für fünfstimmigen Chor, Solisten, Streicher und Basso continuo ("Missa à 5 con stromenti") des Komponisten Diogenio (Benedetto) Bigaglia (1676-1745). Auch dieses Werk der Lobpreisung Gottes, Jesu und des Heiligen Geist, ist ein Meisterwerk. Hinzu kommen nun die Solisten - Magdalene Harer (Sopran), Veronika Winter (Sopran), Alex Potter (Altus) und Markus Flaig (Bass) - die mit ihren exzellenten Stimmen bestens mit dem Chor und dem Ensemble harmonieren. Wunderbar die beiden Sopranos bei "Laudamus te...", ebenso Potter mit klar-heller Altus-Stimme bei "Jesu Christe..." und Flaig mit seinem warmklingenden Bass bei "Qui tollis...". Das Konzert endet mit "Credo in F" für vier- und achtstimmigen Chor, Streicher und Basso continuo von Antonio Lotti (1667-1740). Ebenfalls ein feines Werk. Berührend darin auch der Part "Crucifixus etiam pro nobis" ("Er wurde für uns gekreuzigt"). Ein Abend mit besonderen Hörerlebnissen und vielen berührenden Momenten. Mehrere Minuten langer, kräftiger Applaus.
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pkh