Der Kapitän verlässt das Schiff
St. Ursula-Schule verabschiedet Ewald Wirth
Hannover (pkh) Mit einem festlichen Gottesdienst und einer Feierstunde verabschiedete die St. Ursula-Schule ihren Schulleiter Ewald Wirth. Dabei gaben Schulorchester, Schulchor und Instrumentalgruppe eine anspruchsvolle Kostprobe der zahlreichen Facetten, die das katholische Gymnasium auszeichnen.
Ein Wechselbad der Gefühle durchlebte Ewald Wirth, der Schulleiter der St. Ursula-Schule. Bei seiner Verabschiedung in den Ruhestand war er ernst, lachte, spendete Beifall und musste vor Rührung auch die eine oder andere Träne wegwischen. Der Abschied in den Ruhestand ist ihm sichtlich nicht leicht gefallen. Kein Wunder, denn Mitarbeiter, Schüler, Landes- und bischöfliche Schulbehörde und nicht zuletzt Bischof Norbert Trelle bescheinigten Wirth eine hervorragende Arbeit, hohe fachliche Kompetenz, Loyalität, Hartnäckigkeit und ein offenes Ohr für alle Belange im Schulalltag. Wenn ein Schüler Probleme hatte, konnte er immer zu mir kommen, sagt Wirth, der von seiner Frau und seinen beiden erwachsenen Kindern begleitet wurde. Lehrer sein heißt für mich, nicht nur Wissen vermitteln, sondern auch zuhören, die Schüler begleiten und für sie da sein. Besonders in den Worten der Schüler wurde deutlich, dass Wirth nicht nur der respektierte Schulleiter war, sondern auch ihr Partner.
Der 1948 im Saarland geborene Wirth studierte in Münster und Trier katholische Theologie, Pädagogik, Philosophie und Soziologie und trat 1974 in Nordrhein Westfalen ins Referendariat ein. 1982 wechselte er in den niedersächsischen Schuldienst unter anderem als Fachberater für katholische Religion. Er wurde Lehrer in der Sophienschule in Hannover und 2003, nach dem Ausscheiden der Ursulinenschwester Ingeborg Wirtz, übernahm er das Steuer des Schulschiffs St. Ursula. Der neue Kapitän segelte das Schiff in Verbundenheit mit der ursulinischen Tradition durch die mal ruhigen und mal stürmischen Wogen.
Nicht nur das Logo der St. Ursula-Schule ziert ein Segelschiff mit geblähten Segeln, sondern auch die Schulhymne greift dieses Symbol auf. Dabei ist der Vers: Fest auf Kurs, der Herr ist unser Wegbegleiter für Wirth keine Phrase. In verschiedenen Gruß- und Abschiedsworten wurde deutlich, dass Kirche und Glaube zu Ewald Wirth einfach dazugehören. Er habe den Glauben überzeugt gelebt und sei so das beste Vorbild für die heranwachsende Generation gewesen. Der diplomierte Theologe unterrichtete nicht nur Religion, zuletzt im doppelten Abiturjahrgang als Leistungskurs, sondern er engagiert sich auch privat in seiner Kirche. So ist er in Garbsen Mitglied im Pastoralrat, ist als Lektor und Kommunionhelfer im Gottesdienst aktiv und ist seit kurzem Mitglied im Vorstand des Dekanatspastoralrats des Regionaldekanats Hannover. Schade findet er, dass in den normalen Sonntagsgottesdiensten der Gemeinden kaum noch Kinder und Jugendliche zu finden sind. Aber schauen sie einmal hier bei uns donnerstags in den Schulgottesdienst, da sitzen in der St. Heinrichkirche hunderte von Kindern und Jugendlichen. Vielleicht sollte man dieser Tatsache in den pastoralen berlegungen noch mehr Rechnung tragen und die Schüler und Lehrer als Zukunft der Kirche begreifen.
Darüber hinaus ist ihm die kumene gerade auch im evangelischen Vatikan Hannover ein großes Anliegen, genauso wie das interreligiöse Gespräch. Wirth ist Vorsitzender der christlich-jüdischen Gesellschaft Hannover und will sich nun im Ruhestand hier noch mehr engagieren. Diese Arbeit ist mir sehr wichtig, sagt der scheidende Schulleiter und ergänzt: Ich möchte dazu beitragen, dass die Shoa, der Versuch der Ausrottung des jüdischen Volkes, nicht in Vergessenheit gerät und sich nie wiederholen kann.
Wenn Wirth seine achtjährige Tätigkeit an der Ursula-Schule Revue passieren lässt, ist diese Zeit ein einziges Highlight seines Pädagogendaseins. Zwei Punkte möchte er allerdings ein wenig herausstreichen. Nach der Schulreform in Niedersachsen mit Wegfall der Orientierungsstufe und der Erweiterung um die Klassen 5 und 6 herrschte Raumnot in St. Ursula. Wirth gelang es, dass Bistum Hildesheim zum Kauf und Umbau eines Wohnhauses in der Sallstraße zu bewegen, das den Komplex der St. Ursula-Schule abrundet. Das war nicht ganz einfach, erinnert sich Wirth, aber die Mühe hat sich gelohnt. Und das andere ist das erfolgreich verlaufene Doppelabitur der 12. Und 13. Jahrgangsstufe: "Da war im Vorfeld einiges zu organisieren und dann im Kuppelsaal bei der berreichung der Abiturzeugnisse und beim Abiball einen glänzenden Abschluss gefunden."
Nun geht der Kapitän von Bord. Doch nicht ohne einen Wunsch für seine Schule: Die St. Ursula-Schule ist ein offener Ort der Begegnung auch mit Kirche und Gott. Und ich wünsche ihr, dass das auch so bleibt. Und, dass sie nicht nur ein Ort der Pädagogik ist, sondern auch ein diakonischer Ort, wo für die Schülerinnen und Schüler der Dienst am Menschen und der ganzen Schulgemeinschaft selbstverständlich ist.