Die bermorgen-Kirche in Hannover sieht anders aus, als die Kirche von heute!

Jahrestreffen der Katholischen Kirche in der Region Hannover

Einmal im Jahr, so ist es in Hannover guter Brauch, organisiert der Dekanatspastoralrat einen Empfang für kirchliche Mitarbeiter aus der Region. In diesem Jahr wurden schwerpunktmäßig die Gremienvorstände und die hauptberuflich angestellten Pfarrsekretärinnen, Küster und Hausmeister eingeladen. Das Treffen stand in diesem Jahr unter dem Thema Aufbruch im Dekanat!.
Bereits in den Predigtgedanken von Propst Martin Tenge wurde deutlich,  dass die "bermorgen-Kirche" in Hannover anders aussehen wird, als die Kirche von heute. Und: Das ist gut so, sagt Tenge, denn da werden auch viele neue Wege sichtbar, da ist Bewegung drin.
Die Situation der Kirche in Hannover, wo es lang gehen könnte und wo sich dringend was tun muss, brachte Gerald Hannig, der stllvertretende Vorsitzende des Dekanatspastoralrates auf den Punkt. In einem Sieben-Punkte-Papier fasste er seine berlegungen zusammen.
1. Fusion von Kirchengemeinden ist  eine Notwendigkeit, die sich unter anderem durch die Tatsache Begründen lässt, dass es immer weniger Priester gibt. Die Kirche folgt in dieser Entwicklung dem Beispiel der Kommunen und großen Unternehmen. Dabei ist die Größe kein Selbstzweck, sondern bietet die Chance Know-How zu bündeln und einen pastoralen Raum zu schaffen, der mehr Aktivitäten möglich macht.
2. Bei der Kategorisierung von Kirchen, die auch Kirchenschließungen zur Folge hat, ist allen bewusst, dass dies, auch wenn es eine notwendige betriebswirtschaftliche Entscheidung ist, ein schmerzhafter Prozess bleibt. Gleichwohl muss aber geschaut werden, wo es vor Ort einen alternativen Versammlungsort der Gemeinde geben kann - zum Beispiel in der evangelischen Kirche oder im Altenheim.
3. Der Weg der Kirche heute und in Zukunft muss im Rahmen der Grundaufgaben Verkündigung, Liturgie und Diakonie definiert werden. Es muss geschaut werden, sie nach den jeweiligen Möglichkeiten vor Ort umzusetzen. Künftige Schwerpunkte werden sich allerdings in größeren pastoralen Räumen abspielen. Und gleichzeitig kann man davon ausgehen, dass die Zahl der Kirchgänger weiter sinkt. Eine besondere Herausforderung der Zukunft wird sein, die Menschen zu erreichen, die Abseits der Gottesdienste stehe.
4. Eine Kultur des Miteinanders als Unternehmenskultur ist wichtig. Der gemeinsame Glaube stellt das entscheidende verbindende Band dar.  Entscheidend für das Miteinander in der Kirche ist die Akzeptanz von unterschiedlichen Auffassungen und Entscheidungen gegen die eigene Meinung dar.  Eine besondere und schöne Aufgabe ist die Suche nach Wegen, wie der Glaube sprachfähig weitergegeben werden kann.
5. In der inneren Organisation wird es mehr Ehrenamtliche und weniger Hauptamtliche geben, wobei diese nicht als Hilfskräfte einzustufen sind, sondern aus ihren Berufen Kompetenzen und Qualifikationen mitbringen, wie sie mancher Hauptamtliche nicht hat. Allerdings ist hier der Faktor Zeit zu berücksichtigen, aber auch die Notwendigkeit der Begleitung durch Hauptamtliche, die allerdings auch bereit sein müssen, Kompetenzen und Verantwortung abzugeben.
6. kumene ist ein wichtiger Punkt, denn nur wenn die Kirchen gemeinsam auftreten werden sie in der heutigen Gesellschaft auch Gehör finden. Wichtig ist auch, dass die katholische  Kirche als Teil der Stadtgesellschaft einen offenen Dialog mit anderen Konfessionen und Religionen sucht.
7. Aufbruch in der Region Hannover für die Stadtgesellschaft dahinter verbirgt sich die Aufgabe der Kirche ihre Rolle in der Wertevermittlung in Wirtschaft und Gesellschaft wahrzunehmen. Darüber hinaus muss die Kirche in der ffentlichkeit selbstbewusster auftreten. Die Kirche muss sich nicht verstecken, schließlich hat sie 2000 Jahre überlebt und das hat kein anderer Staat und keine andere Institution bislang geschafft. Jeder sollte sich und seine Gaben dort in der Kirche zur Verfügung stellen, wo sie gebraucht werden. Gerade bei größeren Projekten wie der Beteiligung der Kirchen an der 1. Maikundgebung, bei der Fronleichnamsprozession in der Stadt oder auf dem Steinhuder Meer habe sich gezeigt, wie gut das Auftreten der Kirche in der ffentlichkeit ankommt und vor allem auch positiv wahrgenommen wird.
Hannig zeichnete ein kritisches Bild, wies aber optimistisch nach vorne. Wie schon Propst Tenge in der Predigt sagte, ist da Bewegung drin. Und er machte es an zwei Beispielen deutlich: Eine konkrete Aufgabe für einen Aufbruch stellt beispielsweise ein in 2010 geplantes Fachforum der katholischen Kirche Hannovers dar, das den gesellschaftlichen Auftrag in der Region Hannover diskutieren soll und einen konkreten Auftrag daraus zu erarbeiten hat. Wichtig erscheint dabei, die Verbindung zwischen Kirche und Gesellschaft zu stärken. Desweiteren denkt man intensiv über einen ökumenischen Stadtkirchentag nach, um die Gemeinsamkeiten der Christen auch nach außen hin zu verdeutlichen.
Wichtig bei allen berlegungen ist Hannig das Bewusstsein, dass es der Glaube ist, der uns treibt. Und genau das unterscheidet die Kirche von anderen Institutionen.
(pkh)