Die eine, die heilige ... IV
St. Clemens in Hannover – Sonntagsgottesdienste in fünf Teilen
Die Basilika St. Clemens in Hannover: Jeden Sonntag wird hier fünfmal die heilige Messe gefeiert: als Hochamt für die Gemeinde. Als Spätmesse für Kirchenferne. Im außerordentlichen Ritus. Auf spanisch. Und mit und für Studierende. Versöhnte Verschiedenheit. Teil 4: Glaubensfreude
Es wird bunt in St. Clemens. Eine Clownin zieht in die ehrwürdige Basilika ein. Sie trägt ein schlichtes Holzkreuz, das mit Luftschlangen und Ballons geschmückt ist. 17.30 Uhr die Zeit für den Gottesdienst der spanischsprachigen Gemeinde.
Die Orgel bleibt stumm. Stattdessen: Gitarrenklänge und fröhliche Musik. Es ist schließlich Karneval, sagt Padre Salvador Terrazas, der Seelsorger der misión española. Viele Familien sind gekommen, mit einer großen Anzahl von Kindern. Sie machen große Augen bei der Clownin mit dem bunten Kreuz.
Terrazas hat es am Vorabend gebaut, kurz vor dem Gottesdienst in der Sakristei geschmückt. Der Karneval ist in der Heimat von Terrazas, in Bolivien, ein religiöses Fest, häufig verbunden mit der Verehrung der Jungfrau Maria trotz oder gerade wegen der bunten Kostüme, der vielen Tänze und manchen Schabernack, der getrieben wird. Auch das gehört dazu.
In der Predigt erzählt Terrazas, was es mit diesem Kreuz auf sich hat. Es ist eine Tradition seines kleinen Heimatdorfes Villa Serrano. Auf dem Kreuz wird der Name eines Verstorbenen notiert, in einer fröhlichen Prozession wird es zu seinem Haus getragen und dort gefeiert mit Musik, Essen und ausgeblasenen, mit Wasser und Farbe gefüllten Eiern. Man kann sich denken, wofür ... Der Tod gehört zum Leben und das Leben wird gefeiert. Am Ende der Predigt greift Terrazas zur Gitarre und singt ein Karnevalslied. Beifall brandet auf.
Es ist so schön, dass wir in dieser Kirche als Gemeinde zusammenkommen können, sagt Maribel Weiler. Gebürtig in Spanien ist die 54-Jährige mit einem Deutschen verheiratet: Es ist wie ein Familientreffen, immer mit vielen Kindern. Die Fröhlichkeit im Gottesdienst sei ansteckend nicht nur, wenn es um den Karneval geht.
In der spanischsprachigen Gemeinde treffen sich viele Nationen: Wir haben eine gemeinsame Sprache, aber viele Kulturen, sagt Liz Sheyla Mosquera-Grote. Das zeige sich auch immer wieder in den Gottesdiensten: Wir feiern mit viel Folklore und können über unsere Länder erzählen, betont die 51-jährige Kolumbianerin. Wie die Geschichte über den Karnevalsbrauch in einem kleinen bolivianischen Dorf. Diese unterschiedlichen Traditionen spiegeln sich auch im Glaubensleben der spanischsprachigen Gemeinde wider: Glauben feiern mit Musik, Singen, Tanzen. So machen wir das.
Teil III: Frömmigkeit
Teil II: Verantwortung
Teil I: Gemeinschaft
Rüdiger Wala