Ein Ökumeniker geht
Prof. em. Joop Bergsma gestorben
Nach langer, schwerer Krankheit starb am vergangenen Freitagvormittag Prof. Joop Bergsma im St. Elisabeth-Altenpflegeheim in Harsum. Der am 1. Februar 1928 in Rotterdam in den Niederlanden geborene Bergsma wurde 1952 von Bischof Joseph Godehard Machens in Hildesheim zum Priester geweiht. Aus gesundheitlichen Gründen bat er Bischof Josef Homeyer 1998 um seine Versetzung in den Ruhestand.
Joop Bergsma war ein liebenswürdiger Mensch, zurückhaltend, humorvoll, sensibel und immer freundlich. Er wusste was er wollte und setzte sich mit großem Engagement für seine Ziele ein. Geprägt war sein Leben von einem tiefen Glauben zu seiner Kirche, allerdings immer auch mit einem kritischen Blick. Eines seiner großen Anliegen war die kumene. Schon 1963 promovierte er über Die Reform der Messliturgie durch Johannes Bugenhagen, einem bedeutenden deutschen Reformator und Weggefährten Martin Luthers.
Nicht nur einmal geriet Bergsma aufgrund seines ökumenischen Engagements in die Schusslinie. Nach einer damals noch für Katholiken verbotenen Teilnahme an einer Abendmahlsfeier in Aachen wurde der bischöfliche Kaplan von seinem Bischof Heinrich Maria zur Rede gestellt. Der Bischof machte mir deutlich, dass ich ihn dadurch in große Schwierigkeiten bringen würde, schließlich hätte man mich dort im Gottesdienst gesehen, schilderte Bergsma die Begebenheit. Ich erklärte dem Bischof, dass ich rein privat dort gewesen bin aus wissenschaftlichem Interesse, denn ich könnte nicht über etwas schreiben, das ich nicht kennen würde. Heinrich Maria erteilte dem jungen Priester einen augenzwinkernden Verweis mit dem Zusatz, so Bergsma: Wenn sie so etwas wieder einmal machen, informieren sie mich vorher, aber offiziell weiß ich davon nichts. Und hinterher erzählen sie mir davon.
Bergsma wurde in Sachen kumene und Liturgie zu einem der engsten Berater Heinrich Marias, der ihm 1976 auch den Lehrauftrag für kumene und Liturgie am Hildesheimer Priesterseminar erteilte. Bereits in den Jahren 1971 bis 1976 nahm er als Mitglied an der Gemeinsamen Synode der Bistümer der Bundesrepublik Deutschland in Würzburg teil. Bischof Josef Homeyer übertrug ihm 1986 den Vorsitz der Diözesankommission zur Förderung der ökumenischen Arbeit. So war er maßgeblich an der Einrichtung der beiden ökumenischen Zentren auf dem Mühlenberg in Hannover und in Lüneburg beteiligt. Als nicht residierender Domkapitular gehörte Bergsma von 1984 bis 1997 zum engsten Beraterkreis des Hildesheimer Bischofs.
Am Herzen lag dem gebürtigen Niederländer Bergsma auch die Aussöhnung mit den Deutschen. In Rotterdam erlebte er als Junge die Gräuel der Nazi-Besatzung und die systematische Verschleppung der Juden. Diese Erlebnisse prägten ihn und sein späteres Handeln. Kaum jemand aus seinem Bekanntenkreis verstand, dass ich als Priester nach dem verhassten Deutschland ging. Doch dafür hatte Bergsma gute Gründe: Zum einen gab es bei uns in den Niederlanden viele junge Männer, die sich auf dem Weg zum Priester befanden. In Norddeutschland, in der Diaspora sah das ganz anders aus. Hier herrschte schon damals ein Priestermangel. Dabei hatte die Zahl der Katholiken durch die Vertriebenen einen gewaltigen Sprung nach oben getan. Der andere Grund für Bergsma war, ein Zeichen der Aussöhnung, der Versöhnung zu setzen. Hierbei war ihm auch der Dialog mit den deutschen Juden wichtig. In seiner Zeit als Dechant in Göttingen war er Mitbegründer des Edith-Stein-Kreises, der alle zwei Jahre einen Preis für besondere Verdienste im christlich-jüdischen Dialog vergibt. Er selbst wurde 1997 mit diesem Preis ausgezeichnet.
1986 folgte er Weihbischof Heinrich Pachowiak als Propst und Regionaldechant von Hannover. Zehn Jahre lang lenkte Bergsma die katholische Kirche in der Region. Unter anderem förderte er den interreligiösen Dialog und bereitete somit auch den Boden für die spätere Gründung des Rates der Religionen und Kulturen. Er hatte immer ein offenes Ohr für die Probleme und Sorgen der Menschen in der Landeshauptstadt und war auch bei den Politikern von Stadt und Land Niedersachsen ein beliebter und geachteter Gesprächspartner. Als die Schwangerschaftskonliktberatung der katholischen Kirche auf Beschluss der Bischofskonferenz eingestellt wurde, unterstützte Bergsma die von den katholischen Laien gegründete neue Beratungsinitiative humanae vitae: Ich bin da konsequent meinem Gewissen gefolgt.
Auch in Sachen Liturgie war Bergsma ein Vorreiter. Er schöpfte die Möglichkeiten der Liturgiereform aus und wagte sich dabei in Grauzonen hinein, die ihm in Sachen Liturgie den Ruf einbrachten liberal zu sein. Für manche war er aber auch ein kleiner Revoluzzer. Ich betrachte beide Begriffe in dieser Hinsicht als ein Kompliment, sagte Bergsma, aber ich habe mich immer in dem Rahmen bewegt, den die katholische Kirche erlaubt hat.
Als Privatmann, nicht als kirchlicher Amtsträger, da legte Bergsma großen Wert drauf, hat er sich öffentlich gegen den priesterlichen Pflichtzölibat ausgesprochen: Auch wenn für mich keine andere Lebensform mehr in Betracht gekommen wäre.
Joop Bergsma war auch im Ruhestand nicht ruhig, hat Vorträge gehalten und war als Seelsorger unterwegs. Erst sein Krebsleiden hat ihn gebremst. Am kommenden Freitag um 11 Uhr wird Bischof Norbert Trelle in der Harsumer St. Cäcilienkirche das Requiem für Joop Bergsma feiern. Anschließend, um 13.15 Uhr, wird Bergsma in Hildesheim durch Weihbischof Dr. Nikolaus Schwerdtfeger von der Kapelle des Lambertifriedhofs aus auf dem Friedhof von St. Godehard beigesetzt. Das Auferstehungsamt für Joop Bergsma findet am Freitag, 15. Juli um 18.30 Uhr in der Basilika St. Clemens statt.
(pkh)