Fisch, Lamm, Taube und Torta di Pasquetta

Ostern ganz italienisch

In Italien gibt es zahlreiche Bräuche rund um die Kar- und Ostertage. Einige davon haben die Italiener auch mit nach Deutschland gebracht. So kommt traditionell am Abend des Gründonnerstag Fisch auf den Tisch, sagt Don Giovanni Paganini. Er stammt aus Brescia in Norditalien und ist Pfarrer der Italienischen Katholischen Mission in Hannover: Am Gründonnerstag feiern wir das Gedenken des letzten Abendmahls. Dabei wasche ich zwölf alten Menschen der Gemeinde in Erinnerung an die Apostel die Füße. Nach der Eucharistiefeier werden Brot und Fisch gesegnet. Und dann wird in den Räumen der Mission gemeinsam gegessen.

Doch beim Fisch handelt es sich nicht einfach um eingelegten Matjes von der Nordsee, sondern es muss typisch italienisch sein, verrät Anna-Luisa Dall?Asta aus der italienischen Gemeinde: Es gibt beispielsweise Sardinen, die in l eingelegt oder auch gegrillt werden. Wichtig ist die Soße dabei, so Dall?Asta, denn der Fisch ist nicht zum Sattessen gedacht. Damit es auf dem Teller nach ein bisschen mehr aussieht, gibt es eben die Soße, die mit Brot aufgetunkt werden kann. Brot und Fisch soll übrigens an die Speisung der 5000 erinnern, von der das Neue Testament berichtet. Fünf Brote und zwei Fische reichten Jesus, um alle satt zu machen.

Am Karfreitag, so erzählt Don Paganini, werden in Italien große Prozessionenabgehalten, in denen ein Jesusdarsteller das Kreuz trägt: Aber da gibt es große regionale Unterschiede. Auch die Passion, die Leidensgeschichte Jesu wird oft mit vielen Beteiligten nachgespielt. Das machen wir hier in Hannover allerdings nicht. Dafür ist unsere Gemeinde zu klein. In vielen Kirchen wird am Karfreitag das Grab Jesu aufgebaut und mit Blumen geschmückt. Und dann feiern wir am Ostersonntag festlich die Auferstehung Jesu. Die Feier wird dann zuhause fortgesetzt, ganz typisch italienisch, sagt die aus Verona stammende Anna-Luisa Dall?Asta: Nach der langen Fastenzeit darf jetzt wieder kräftig zugelangt werden. Es gibt ein richtiges italienisches Festessen mit Antipasti, Suppe, Pasta und als Hauptgericht dann Lamm oder Zicklein. Dafür gibt es bei uns in Italien ganz viele verschiedene, leckere Rezepte: gegrillt, gefüllt, überbacken und mit verschiedenen Zutaten. Wer kein Lamm mag, der isst eben Pute oder Ente. Natürlich muss es hinterher noch eine Süßspeise geben. Den Abschluss des aus vielen Gängen bestehenden Ostermahles bildet die Colomba, eine Art Gugelhupf, der in Form einer Taube gebacken und mit Mandeln oder Rosinen dekoriert wird.

Im Gegensatz zu Weihnachten, wo in der Familie gefeiert wird, feiert man in Italien Ostern gern mit anderen zusammen. Dazu, so Dall?Asta, gibt es ein eigenes Sprichwort in Italien: Natale con i tuoi, pasqua con chi vuoi Weihnachten mit der Familie, Ostern mit wem du willst. Getreu diesem Sprichwort verbringt man das Osterfest gerne im großen Kreis, besonders gern mit vielen Freunden. Und am zweiten Ostertag, erklärt Dall?Asta, ist ein Ausflug ein Muss. Zuhause zubleiben geht gar nicht. Pasquetta kleine Ostern wird dieser Tag genannt, zu dem unbedingt ein Picknick im Freien gehört. Nicht fehlen darf dabei eine Torta di Pasquetta, ein herzhafter Kuchen, der mit Eiern, Ricotta und Spinat gefüllt ist und sowohl warm als auch kalt schmeckt.

(pkh)