Gebete und Gedanken zum Frieden
Zehn Jahre nach dem 11. September 2001: Religionsgemeinschaften in Hannover setzen ein Zeichen für Versöhnung
Am 11. September 2011 um 15 Uhr werden die Religionsgemeinschaften in Hannover gemeinsam auf dem Trammplatz vor dem Neuen Rathaus des zehnten Jahrestages der Terroranschläge gedenken. Die Gedenkfeier Gebete und Gedanken zum Frieden wird vom Rat der Religionen und dem Haus der Religionen veranstaltet. Die Terroranschläge des 11. September 2001 haben die Welt verändert, sagte Propst Martin Tenge, einer der beiden Sprecher des Rates der Religionen, heute vor Journalisten. Leider wurden die Religionen in den Kontext von Terror gestellt, was in der ffentlichkeit zum Teil zu großem und undifferenziertem Misstrauen geführt hat.
Die Veranstaltung, erläuterte Stadtsuperintendent Hans-Martin Heinemann, ist dem Rhythmus des Atems nachempfunden: Nach einem Grußwort des Oberbürgermeisters Stephan Weil folgen kurze Texte, die die Vertreter der beiden großen christlichen Kirchen, der beiden jüdischen Gemeinden, des Islam und des Hinduismus, der Baha?i-Gemeinschaft, der Buddhistischen Gemeinde und des Humanistischen Bundes sowie der Oberbürgermeister im Namen der Stadtgesellschaft sprechen werden. Im Anschluss an jeden Text wird ein Kind eine Blume in eine große Vase stellen, die sich auf diese Weise mit einem Strauß füllt. Ein Gong leitet zum nächsten Beitrag über.
Hamza Dehne, Lehrer in Hannover und Mitglied im Forum der Religionen, wird sich als Muslim an der Gedenkfeier beteiligen. Er erinnerte sich heute vor Journalisten, wie er den 11. September 2001 erlebt hat. Im Seminar an der Universität erreichte ihn die SMS eines Freundes: Ab heute wird alles anders werden. Zu Hause fand er seine Schwester weinend vor. Ich hoffe nur, dass es keine Muslime waren, sagte sie. Von nun an, so erlebte es Dehne, wurden er und seine Glaubensgeschwister in gute und schlechte Muslime eingeteilt, religiöse Praktiken plötzlich unter Extremismus-Verdacht gestellt. Sind Sie Islamist?, wurde er ganz offen gefragt. Doch eine positive Folge beobachtet er auch: Der interreligiöse Dialog ist viel wichtiger geworden.
Das Haus der Religionen ist genau in diesen zehn Jahren enstanden, resümierte Wolfgang Reinbold, der Erste Vorsitzende des Trägervereins Haus der Religionen e.V. Noch immer sei eine solche Einrichtung, die einen Fixpunkt im interreligiösen Dialog mit eigenen Räumlichkeiten und Mitarbeitern bildet, bundesweit einmalig. Gerade konnte eine zweite Stelle geschaffen werden. Die Religionswissenschaftlerin Eva Glungler wird die interreligiöse Vernetzung in den Stadtteilen fördern und eine interreligiöse Stadtführung konzipieren.
Annedore Beelte