Gegen das Vergessen
Ökumenischer Gottesdienst am Mahnmahl KZ Ahlem
Das Mahnmal des Konzentrationslagers Ahlem: Grün schimmert der Rasen durch den frisch gefallenen Schnee. Es ist kalt, knapp unter 0 Grad. Eine kleine Gruppe Männer und Frauen, hat sich hier am Holocaust Gedenktag zu einer kleinen ökumenischen Andacht versammelt. Wir erinnern uns heute an das unsägliche Leid von Millionen Menschen, die unter dem Naziregime ermordet wurden und gelitten haben, sagt der der katholische Pfarrer der Gemeinde, Dr. Wolfgang Beck. Er erinnert an die Befreiung des KZ?s Auschwitz, dessen Jahrestag am Holocaust-Gedenktag begangen wird. Aber vor allem erinnert er auch daran, was hier, am Rande Hannovers passiert ist, wo Menschen unter Tage in Asphaltstollen arbeiten mussten unter unmenschlichen Bedingungen. Viele von ihnen starben an Schwäche, Krankheit und gebrochenem Herzen. Und andere wurden durch von den Nazis ermordet.
Die Männer und Frauen, die zu diesem kurzen Gottesdienst gekommen sind, wohnen hier in der Nähe in Ahlem. Ich bin gekommen, weil es mir so leid tut, was die Menschen hier im Lager erleiden mussten, sagt eine alte Frau. Eine andere ergänzt: Ich komme hier her, weil diese Greueltaten nicht in Vergessenheit geraten dürfen. Genau das befürchten einige der Älteren: Wenn wir nicht mehr sind, wird die Erinnerung auch immer weniger. Das sieht Beck anders und berichtet von seinem Besuch im KZ Buchenwald bei Erfurt im vergangenen Jahr: Da waren in der Urlaubszeit ganz viele junge Menschen, nicht nur ältere. Ich glaube nicht, dass das, was die Nazis getan haben, in Vergessenheit gerät, sondern, dass die junge Generation anders damit umgeht, dass es eine andere Art des Erinnerns ist.
Ruth Gröne ist heute 76 Jahre alt und hat als Halbjüdin den Krieg in einem Judenhaus in Ahlem verlebt. Das ich noch lebe, sagt sie, habe ich nur meiner christlichen Mutter zu verdanken. Mit ihr ist sie bei den Bombenangriffen auf Hannover in die Asphaltstollen geflohen, die auch gleichzeitig Luftschutzräume waren. Da kam es zu Begegnungen mit den KZ-Insassen. Ich erinnere mich noch genau daran, als der Krieg zu Ende war, und wie die Häftlinge bei ihrer Befreiung aussahen. Ausgemergelte Gestalten, mehr Skelette, als Menschen. Diese Erfahrungen waren Anlass, dass sich Ruth Gröne im Arbeitskreis Bürger gestalten ein Mahnmal engagiert hat. Ich mache hier aus meiner persönlichen Betroffenheit mit, sagt sie. Denn ich habe eine ganz enge Beziehung zu diesem Ort.
Der Gottesdienst am Ahlemer Mahnmal, gleich neben dem Englischen Soldatenfriedhof, war ein Gottesdienst gegen das Vergessen und für Frieden und Versöhnung. Nach dem Segen und dem Schlusslied legten Mitglieder des Arbeitskreises noch einen Kranz vor die Gedenktafel ein blühendes Zeichen gegen das Vergessen.
(pkh)