Gemeinsam für Flüchtlinge
Mit dem Netzwerk Katholische Flüchtlingsarbeit Hannover wollen Propst Martin Tenge und der Dekanatspastoralrat der Katholischen Kirche in der Region Hannover die engagierten Katholiken in ihrem Gebiet zusammen bringen. Voneinander lernen und profitieren- das ist das Ziel. Denn an Engagement für Flüchtlinge mangelt es in den Gemeinden und Einrichtungen vor Ort nicht.
In Hannover und der Region engagieren sich Katholiken in fast allen der 23 Pfarrgemeinden für Flüchtlinge. Wo genau wer was in den Gemeinden und katholischen Einrichtungen unternimmt an einer solchen Bestandsaufnahme wird derzeit gearbeitet. Es gibt an vielen Stellen ein enorm hohes Engagement, das wir dringend miteinander vernetzen müssen, sagt Propst Martin Tenge. Wir haben als Katholische Kirche beim Thema Flüchtlinge definitiv kein Aktivitätsdefizit, brauchen aber noch mehr Wissen voneinander. Darum hat Propst Tenge zusammen mit dem Dekanatspastoralrat der Katholischen Kirche in der Region Hannover ein Netzwerktreffen zur Flüchtlingshilfe einberufen, zu dem alle Katholischen Gemeinden, Einrichtungen und einzelne engagierte Katholiken des Gebiets eingeladen sind. Das Netzwerk Katholische Flüchtlingsarbeit soll dabei aber nicht nur dem Informationsaustausch dienen: Es geht auch darum, gemeinsame Strategien und Handeln zu entwickeln, wo es sich anbietet, sagt Propst Tenge. Mit dabei sein wird auch der Caritasverband Hannover als Wohlfahrtsverband der Katholischen Kirche, der in der Stadt Flüchtlingswohnheime betreibt und über jahrelange Erfahrung bei der Begleitung von Flüchtlingen im Alltag und ihrer Integration verfügt. Das Treffen findet am Dienstag, 22. September, um 19:30 Uhr im Tagungshaus St. Clemens (Leibnizufer 17 B, Zugang über den Kirchplatz von St. Clemens) statt. Es wird gebeten, sich zu der Veranstaltung anzumelden.
Vielfältiges Engagement der Katholischen Kirche in Stadt und Region
Nach derzeitigem Kenntnisstand gehen die Katholischen Gemeinden in Stadt und Region Hannover verschiedene Wege, um Flüchtlingen zu helfen. Mal gab es eine bewusste Entscheidung der Pfarrgemeinden, keine eigenen Aktionen zu starten, sondern bereits bestehende Initiativen zu unterstützen. Ein Beispiel dafür ist die Gemeinde St. Heinrich, die mit einem Flüchtlingshilfsfond schon seit einiger Zeit finanzielle Unterstützung organisiert und eines ihrer Pfarrheime für Deutschkurse zur Verfügung stellt. Ähnlich läuft das Engagement auch in St. Nikolaus Burgdorf, wo Räume im Pfarrhaus für Deutschkurse zur Verfügung gestellt werden. Dort findet mehrmals die Woche Unterricht statt, der vom gemeinnützigen Verein Burgdorfer Mehrgenerationenhaus organisiert wird. Die Kooperation zwischen Verein und Gemeinde umfasst auch immer wieder gemeinsame Veranstaltungen, Spendenaktionen und Informationsveranstaltungen. Die Kirchen sind für uns ein sehr wertvoller Partner bei der Integration von den rund 200 Asylsuchenden und 100 anerkannten Flüchtlingen, die wir hier in Burgdorf begleiten, sagt Ursula Wieker vom Mehrgenerationenhaus.
Mal ist das katholische Engagement aber auch noch umfassender wie in Garbsen- Berenbostel, wo das ökumenische Projekt Neuland der evangelisch- lutherischen Silvanusgemeinde und der katholischen Gemeinde St. Raphael mit dem Kirchort St. Maria Regina sich dem Thema Flüchtlinge und den Menschen angenommen hat. Ursprünglich als Projekt von den beiden Gemeinden ins Leben gerufen, um in einem sozialschwachen Gebiet neue Akzente zu setzen, bringen die beiden Hauptamtlichen Kräfte von Neuland, Kathrin Osterwald und Ronald Brantl, seit Juni diesen Jahres die rund 130 neu angekommenen Flüchtlinge in ihrem Viertel mit den rund 30 ehrenamtlichen Helfern vor Ort zusammen und organisieren Hilfsaktionen. Wir sind für alle da, die zu uns kommen, betont Osterwald. Und alle Spenden und Hilfsangebote, die wir bekommen, gehen nicht nur an die Flüchtlinge, sondern auch an andere Bedürftige. Das ist uns wichtig, damit kein Neid oder Missverständnisse entstehen zwischen den Gruppen. Freiwillige, die Deutschkurse leiten, Integrationslotsen, die mit Flüchtlingen Briefe übersetzen und zum Arzt gehen, und auch eine Kleiderkammer und eine Fahrradwerkstatt koordiniert das Projekt Neuland.
Wohnraum für Flüchtlinge
Andere Gemeinden und katholische Einrichtungen in Hannover gehen sogar noch einen Schritt weiter und haben, wie von Papst Franziskus diese Woche gefordert, Flüchtlinge in ihren eigenen Räumen untergebracht. Wir wissen, dass mindestens 18 Personen in kirchlichen Räumen der Katholischen Kirche auf unserem Gebiet untergebracht sind, sagt Propst Martin Tenge. Das große Medieninteresse an diesem Engagement freut uns sehr. Aber um unsere Einrichtungen zu schützen und die Privatsphäre der Bewohner zu wahren, bitten wir um Verständnis, dass wir zu diesem Thema keine genauen Angaben machen werden. Weitere Standorte seien bereits seit einiger Zeit in Planung aber die meisten Pfarrheime und häuser in Hannover seien voll ausgelastet. Schon seit Monaten laufen zum Beispiel konkrete Verhandlungen zwischen der Stadt Hannover und der Gemeinde St. Godehard, die am Kirchort Christkönig Wohnraum für rund 30 Flüchtlinge schaffen will. Noch stehen aber in diesem konkreten Fall keine Verträge fest und ein Start für die nötigen Umbauten ist noch nicht abzusehen.
Marie Kleine