Heiligabend nicht allein
Kirchenladen [ka:punkt] lädt zur Weihnachtsfeier ein
Hannover (pkh/dr) Die meisten Menschen verbringen die Weihnachtstage in Gemeinschaft. Weihnachten ist das Familienfest schlechthin. Man fährt zu den Familien und Angehörigen oder feiert mit guten Freunden, manchmal auch nur in trauter Zweisamkeit. Aber was machen eigentlich die, die niemanden haben?
Wo man sich mit der Familie nicht versteht oder keine mehr hat und wo auch Freunde zu den man sich einladen könnte Fehlanzeige sind?
Es gibt in unserer Gesellschaft Menschen, die niemanden haben, die über Weihnachten richtig allein sind. Doch auch für sie gibt es eine Weihnachtsfeier am Heiligen Abend um 19 Uhr, wenn in vielen Familien das Essen auf dem Tisch steht und die ersten Kinder schon dabei sind ihre Geschenke auszupacken. Wer Heiligabend nicht mit Familie oder Freunden verbringt, kann sich nur schwer ablenken: Kultur- oder andere Veranstaltungen gibt es kaum, auch nicht in der Großstadt. Wo geht also hin, wer an Heiligabend einsam ist? Zum Beispiel zu der Feier Lichtpunkt im katholischen Kirchenladen [ka:punkt] in Hannover. Unter dem Motto Gemeinsam statt einsam treffen sich dort Gäste und einige Mitarbeiter für ein paar Stunden, um Kartoffelsalat und Würstchen zu essen, um zu reden und zu singen. Thomas Hoffmann, Pfarrer und Leiter des [ka:punkt], beschreibt die Besucher: Häufig sind es Ältere, aber auch Jüngere kommen. Es sind Menschen, die niemanden haben. Es sind Arme, aber es sind manchmal auch Menschen dabei, denen man schon ansieht, dass es ihnen nicht schlecht geht.
Rita (58) war schon öfter an Heiligabend im [ka:punkt]. Ihre Familie wohnt weit weg von Hannover. An der Feier Lichtpunkt gefällt ihr: Dieses Beisammensein, dass man nicht einsam ist und dass man vielleicht nicht auf dumme Gedanken kommt. Das ist Heiligabend wie eine kleine Familie. Hier geht eigentlich jeder wieder mit einem fröhlichen Gesicht raus.
Das könnte an der gemütlichen und feierlichen Atmosphäre liegen. 20 bis 50 einander zum größten Teil Fremde kommen beim Essen ins Gespräch. Dazu lesen die Mitarbeiter Weihnachtsgeschichten, gemeinsam werden Lieder gesungen und Musik gehört. Beratungen, wie sonst im [ka:punkt], gibt es an dem Abend nicht. Und doch hat auch Thomas Hoffmann festgestellt, dass es den Gästen nach der Feier oft besser geht: Der Heilige Abend ist ein ganz besonderer Tag, an dem ihnen viele Erinnerungen kommen, auch an Weihnachten in der Kindheit und zuhause oder noch mit dem Partner, als er noch lebte. Weil es eben ein Abend für das Herz und für die Seele ist.
Am Lichtpunkt im [ka:punkt] in der Grupenstraße in der City von Hannover kann jeder teilnehmen, kostenlos und ohne Anmeldung. Und: Die Besucher müssen nicht katholisch sein, um am Heiligen Abend hier im [ka:punkt] Gemeinsamkeit zu finden. Ganz unkirchlich ist der Abend trotzdem nicht: Er endet gegen 22 Uhr mit einer Andacht in der hauseigenen Kapelle. Zum Abschied gibt es noch ein kleines Geschenk für jeden Besucher. Und Pfarrer Hoffmann erinnert sich, dass spätestens nach dem Stille Nacht, heilige Nacht auch schon harte Kerle vor Rührung geweint hätten.