In Handarbeit und mit viel Liebe

In der Backstube von Alexander Volkmann in Gleidingen herrscht Hochbetrieb. Heute ist Martinstag und seit ein Uhr wird Teig geknetet, ausgestochen und verziert. Doch Bäckermeister Volkmann produziert keine Martinshörnchen. Wir backen Martinsgänse, sagt der Juniorchef. Die wichtigsten Bestandteile sind Weizenmehl, Hefe, Wasser und ein bisschen Salz. Ungefähr 1500 Stück werden heute und in den nächsten Tagen gebraucht. Die ausgestochenen Martinsgänse werden noch mit Eigelb eingepinselt und mit Nüssen und Mandeln verziert. Fertig. Jetzt müssen sie nur noch aufs Blech gelegt werden und dann geht?s ab in den großen Backofen. Die Martinsgans-Herstellung ist richtige Handarbeit und auch der Meister selbst muss mit ran. Unser Geheimnis  bei den Martinsgänsen ist, dass wir sie mit viel Liebe zubereiten.

Alexander Volkmann hat sich ganz bewusst gegen Martinshörnchen und für Martinsgänse entschieden: Die hat nicht jeder und außerdem erinnern unsere gebackenen Martinsgänse an die Legende von Martin im Gänsestall, wo die Tiere den Heiligen durch ihr Geschrei verraten haben. Die Geschichte spielt  im letzten Viertel des vierten Jahrhunderts. Das Volk liebte und verehrte den frommen und bescheidenen Mönch Martin und wollte ihn zum Bischof von Tours in Frankreich wählen. Aber Martin wollte nicht und versteckte sich im Gänsestall. Doch Gänse haben es nun einmal an sich, dass sie jede Störung durch lautes Geschrei anzeigen. So fand man den heiligen Mann und wählte ihn zum Bischof. Deshalb backt Alexander Volkmann Martinsgänse.

Aber noch eine andere Geschichte ist der Grund, warum es bei den Martinsumzügen oder Martinsfeiern überhaupt Martinshörnchen oder eben Martinsgänse für die Kleinen und manchmal auch für die Großen gibt. Das hängt mit einer anderen Geschichte vom St. Martin zusammen, weiß Volkmann. Da geht es um das Teilen. Denn Martin hat ja seinen Mantel mit einem Bettler geteilt. Und in Erinnerung an diese Begegnung werden Martinshörnchen oder die Martinsgänse verteilt. Und egal ob Hörnchen oder unsere Gänse,  sagt Volkmann, beide lassen sich wunderbar durchbrechen und mit anderen teilen.

(pkh)