"Jetzt will ich auch los"
Chronisch krank: Doch Denise Waldhelm will ihre Ausbildung packen. Möglich wird das durch die Unterstützung des Vereins zur Förderung jugendlicher Arbeitsloser im Bistum Hildesheim.
Irgendwann habe ich gedacht: Jetzt hab? ich die Schnauze voll von zu Hause, jetzt will ich auch los. Klare Worte, vorsichtige Geste. Nur ganz leise klopft Denise Waldhelm dabei mit der Faust auf den Tisch. Trotzdem unterstreicht es ihre Entschlossenheit.
Seit gut einem halben Jahr ist die 24-Jährige Auszubildende bei der Katholischen Jugendsozialarbeit Nord (KJS). In Teilzeit, denn Denise Waldhelm ist Mutter einer fünfjährigen Tochter. Im letzten Jahr hat sie endlich einen Kinder gartenplatz gefunden: Vier Jahre habe ich gewartet, angemeldet habe ich mein Kind schon während der Schwangerschaft, erzählt sie. Nach dem langen Warten will sie selbst durchstarten.
Vorbereitungskurs auf die Teilzeitausbildung, Bewerbung bei der KJS, Zusage. Doch an ihrem Schreibtisch sitzt sie nie allein: Ich nenne ihn meinen Mitbewohner. Sein Vorname ist Morbus, sein Nachname Wegener, zusammen ergibt das eine chronisch-rheumatische Erkrankung der Blutgefäße. Das stiftet in meinem Körper viel Unruhe, sagt Denise Waldhelm ruhig und gefasst: Mein Mitbewohner ärgert mich seit Oktober 2016. Da war Denise Waldheim gerade 21 geworden, ihre Tochter zwei Jahre alt.
Entzündungen in den kleinsten Haargefäßen machen ihr zu schaffen. Bei dieser Autoimmunkrankheit kann der Körper nicht mehr zwischen eigenen Zellen, Bakterien oder Viren unterscheiden. Körpereigene Strukturen werden angegriffen, jedes Organ kann betroffen sein. Mehr noch: Die Krankheit fördert die Bildung von Tumoren.
Bei mir war es das rechte Auge, erzählt Denise Waldhelm. Ein Tumor wurde ihr operativ entfernt. Trotzdem konnte sie eines Morgens nichts mehr sehen. Ein zweiter Tumor war trotz Chemotherapie in der Augenhöhle gewachsen. ber Monate wurden unterschiedliche Medikamente versucht, bis schließlich dann doch Tumor und das Auge entfernt wurden. Jetzt trägt sie ein Glasauge.
Alle halbe Jahre zur Chemotherapie
Die Einschränkungen beim räumlichen Sehen hat sie mittlerweile im Griff. Aber es bleibt alle halbe Jahre Chemotherapie und die Gefahr, dass der Mitbewohner Lungen oder Nieren angreift.
Aber Denise Waldhelm will jetzt ran an ihre Ausbildung: Das ist mein Weg. Sie bringt einen Hauptschulabschluss mit. Ihre Eltern haben sich früh getrennt. Da war ich drei, erzählt Denise Waldheim. Sie hat noch einen jüngeren Bruder, ihre Mutter arbeitet heute im Büro im Zoo Hannover: Und ja, meine Kindheit war wirklich schön.
Jetzt druckt sie neben der Ausbildung an zwei Tagen in der Woche wieder die Bank in der Berufsschule. Schon ein komisches Gefühl, wenn die eigene Tochter im kommenden Jahr auch eingeschult wird. Viele in ihrer Klasse kommen frisch von der Realschule : Da bin ich schon ein bisschen die Mutti, sagt sie.
Mutter, chronisch krank, Ausbildung nur in Teilzeit all das hat es für Denise Waldhelm nicht leicht gemacht einen Ausbildungsplatz zu finden. Finanziell möglich wird ihre Ausbildung durch einen Zuschuss des Vereins zur Förderung jugendlicher Arbeitsloser in der Diözese Hildesheim. 1983 wurde der Verein von einigen hauptamtlichen Mitarbeitern des Bistums gegründet. Die Jugendarbeitslosigkeit war hoch und als Besitzer eines sicheren Arbeitsplatzes wollten die Gründer teilen, in dem sie ein Prozent ihres Gehaltes spenden.
Am Anfang hat unser Verein ausschließlich Zuschüsse für Maschinen, Werkzeuge und Werk stattmieten gegeben, sagt der heutige Vereinsvorsitzende Martin Rinke. Dann kamen Hilfen bei Finanzierung von Projekten hinzu, schließlich das Fördern von Ausbildungen: Gerade für Frauen und Männer, die sonst keine Chance hätten.
Kleiner Verein, große Wirkung:
Aktuell zählt der Verein zur Förderung jugendlicher Arbeitsloser in der Diözese Hildesheim 44 Mitglieder. Aus Beiträgen und Spenden konnten im letzten Jahr neben der Förderung der Ausbildungsstelle bei der KJS noch Computer, Maschinen und Einrichtungsgegenstände mitfinanziert werden, unter anderem in Jugendwerkstatten von LABORA und der Caritas Jugendsozialarbeit Hannover.
Kontakt: Postfach 101421, 31114 Hildesheim, E-Mail: i<link mail ein fenster zum versenden der>nfo@derforderverein.de, Internet: <link http: www.xn--derfrderverein-ypb.de external-link-new-window externen link in neuem>www.derförderverein.de
Rüdiger Wala