Jugendherberge Hannover für Obdachlose geöffnet
Wer in Hannover auf der Straße lebt, findet nun in der Jugendherberge eine vorläufige Bleibe. Die soziale Betreuung und ärztliche Checks stellt der Caritasverband sicher.
Häufiges Händewaschen und zu Hause bleiben die beiden vorrangigen Empfehlungen zur Eindämmung der Corona-Pandemie bleiben auch nach der schrittweisen Lockerung von Einschränkungen bestehen. Doch nach wie vor stellt das die nach vorsichtigen Schätzungen 5000 Menschen ohne festen Wohnsitz in der Landeshauptstadt Hannover vor Probleme. 800 von ihnen leben dauerhaft auf der Straße.
Zumindest bis Ende Mai finden sie aber ein Dach über den Kopf sofern sie keine bekannte Erkrankung mit Covid-19 aufweisen. Die Stadt Hannover hat die zurzeit ohnehin aufgrund der Infektionsschutzregelungen leerstehende Jugendherberge am Maschsee als zusätzliche Unterkunft für Obdachlose angemietet.
Mehr noch: Die Stadt hat mit dem Caritasverband Hannover einen Betreibervertrag geschlossen um soziale Betreuung und ärztliche Checks zur Verfügung zu stellen. Dabei arbeitet die Caritas mit dem Diakonischen Werk zusammen.
Die Sorge um die Menschen, die kein festes Zuhause haben, ist uns besonders in der aktuellen Krise ein besonderes Anliegen, betont Dr. Andreas Schubert, Vorstand des Caritasverbandes Hannover: Wir sind froh, dass es nun kurzfristig gelungen ist, neben der Versorgung mit Lebensmitteln auch eine zentrale Unterbringungsmöglichkeit für die notleidenden Menschen zu schaffen. Schubert verweist vor allem auf das Engagement der haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeitenden in den Einrichtungen und Diensten der Caritas: Diese Solidarität mit den Schwächsten ist wirklich ansteckend.
Die Jugendherberge bietet ab sofort rund 200 Menschen eine vorläufige Bleibe. Die Kosten für Anmietung, Versorgung und Verpflegung werden zu je einem Drittel vom Land Niedersachsen, der Region Hannover und der Landeshauptstadt getragen.
Dieser breite Schulterschluss von Politik, Wohlfahrtsverbänden und dem Deutschen Jugendherbergswerk ist für Schubert ein wichtiger Schritt. Doch dürfe die Hilfe nicht abreißen.
Es ist eine riesengroße Herausforderung für unser haupt- und ehrenamtliches Team, aber für die Betroffenen auch ein dringend benötigter Urlaub von der Straße, sagt Ramona Pold, Projektleiterin der Caritas für die neue Unterkunft: Der Blick in die erleichterten Gesichter der Menschen sagt so viel und motiviert uns jeden Tag aufs Neue.
Land, Region und Stadt verbinden mit der Unterkunft zweierlei. Zum einen: Es ist eine gut ausgestattete Anlaufstelle und die obdachlosen Menschen die Möglichkeit gibt, zumindest Grundbedürfnisse wie das Waschen ihrer Wäsche, Verpflegung und einen sicheren Schlafplatz zu befriedigen, erläutert Dr. Andrea Hanke, Dezernentin für Soziale Infrastruktur der Region Hannover. Zum anderen sollen Infektionsketten durchbrochen werden. Wir hoffen, dass möglichst viele dieses Angebot annehmen auch als präventive Maßnahme, um das Risiko der Verbreitung des Corona-Virus durch Gruppenbildung auf der Straße zu reduzieren, betont Konstanze Beckedorf, Sozialdezernentin der Landeshauptstadt Hannover.
Für Sozialministerin Carola Reimann ist die zunehmende Wohnungslosigkeit eine der zentralen sozialen Fragen: Gerade in der derzeitigen Situation brauchen die Menschen ohne festen Wohnsitz schnelle und pragmatische Lösungen genau wie sie hier in Hannover umgesetzt werden.
Rüdiger Wala