Kein Schlusspunkt, aber ein Abschied
Das Experiment Soul Side Linden läuft nach fünf Jahren aus
Eine Kirche der Suchenden im alternativsten Stadtteil Hannovers sollte Soul Side Linden sein. Hier wurde genäht, zeitgenössische Kunst gezeigt und über Gott und die Welt geredet. Jetzt zieht in die Räume ein Kirche-Hoch 2-Projektbüro ein
Das ist kein Schlusspunkt, stellt Schwester Helena Erler klar. Das Projekt geht einfach in die nächste Phase über. Erst einmal wurde jedoch ein Abschied gefeiert: Nach fünf Jahren schloss die Soul Side Linden ihre Türen. In die Räume in dem alten Backsteinhaus in Hannover-Linden werden 2014 neue Nutzer einziehen: Ein ökumenisches Kirche^2-Projektbüro wird hier daran arbeiten, dass die Ideen des Kongresses im Bistum und in der evangelischen Landeskirche weiter Früchte tragen. Bei der Soul Side-Abschiedsfeier erklärte Regens Christian Henneke, wie eng beide Projekte, Soul Side Linden und Kirche^2, zusammenhängen: Seit langer Zeit ist es sein Anliegen, nach dem Vorbild der freikirchlichen Gemeinschaft Willow Creek Suchende zu erreichen und Gläubige aus ihnen zu machen. Die Soul Side war das erste Experiment des Bistums mit einer solchen Kirche der Suchenden. In Pfarrer Wolfgang Beck fand Hennecke einen Partner, der das Projekt in seiner Gemeinde andocken ließ. Doch die personelle Ausstattung und Begleitung durch das Bistum blieben prekär, räumte Hennecke selbstkritisch ein: Annette Reuß stemmte das Projekt jahrelang alleine, erst später unterstützt von Schwester Helena und mehreren Praktikanten.
Zuletzt übernahm ein ehrenamtliches Team das Ruder. Zu dritt, neben unserer Berufstätigkeit, können wir das so nicht aufrecht erhalten, erklärt Elisabeth Kusche. Die 37-Jährige ist seit mehr als zwei Jahren bei Soul Side engagiert. Sie hat hier die Gestaltung der Gebetszeiten Soul Night und Zeit des Meisters für sich entdeckt. Für sie eine der schönsten Erinnerungen an Soul Side: Es gab keine Vorlagen und keine Regeln. Wir konnten einfach ausprobieren. Zum Beispiel, was passiert, wenn man Passanten im links-alternativen Linden-Nord auf der Straße fragt, ob sie vielleicht ein Anliegen haben, für das man beten soll. Manche konnten damit nicht anfangen, aber viele waren offen und sagten: Ich kann nicht beten, da ist es gut, wenn ihr das macht, erinnert sich Elisabeth Kusche. Viele Kirchenferne waren es nicht, die Soul Side an sich band. Aber wer Kirche einmal jünger, bunter und kreativer erleben wollte, wurde hier fündig. Entscheidend ist, dass jetzt einige Leute die Soul-Side-Idee im Herzen tragen, ist Schwester Helena überzeugt. Pfarrer Beck wies darauf hin, dass das Projekt die Gremien der Gemeinde St. Godehard bereits zu eigenen Aktivitäten inspiriert hat und lud gleich zu einem Treffen für Interessierte ein, die die Spiritualität der Soul Side weiter tragen wollen.