Knorrige Würde
Ausstellung mit Skulpturen von Ralf Knoblauch in St. Oliver in Laatzen
Noch bis zum 27. Januar ist eine Ausstellung mit Königsskulpturen von Ralf Knoblauch in der Kirche St. Oliver in Laatzen zu sehen. Leitgedanke: „Mensch, du hast königliche Würde!“
Knorrig sehen sie aus, die Könige und Königinnen, die der Bonner Künstler und Diakon Ralf Knoblauch fertigt. Immer aus einem Stück Eichenholz, immer „geerdet“ auf einem festen Sockel. Nicht prächtig gekleidet, keine Ornamente, kein Zierrat, sondern nur ein weißes Kleid. Weiß, wie für ein Taufkleid.
Die Kronen sind typisch golden bemalt. Aber nicht jeder König, nicht jede Königin trägt sie auf dem Kopf. Manchmal tragen sie das Zeichen ihrer royalen Erhabenheit in der Hand. Oder es versteckt sich hinter der Figur. Würde ist manchmal eine Frage des zweiten Blicks. Noch etwas vereint die Figuren trotz ihrer Unterschiedlichkeit: sie lächeln. Mal breit, mal zurückhaltend, mal versteckt.
Diese freundlich-knorrigen Königinnen und Könige sind nun bis zum 27. Januar in der Kirche St. Oliver in Laatzen ausgestellt. Bei der Eröffnung standen noch alle aufgereiht wie Orgelpfeifen vor (und eine Figur neben) dem Altar. Doch jetzt sind sie an verschiedenen Orten in der Kirche verteilt. Oder unterwegs: „Ein Wanderkönig ist unterwegs in der Gemeinde und wird Familien wie auch Einzelpersonen besuchen“, sagt Christine Braun: „Von den Erfahrungen werden wir dann durch ein Buch hören, das mit der Figur unterwegs ist.“ Die Vorsitzende des Pfarrgemeinderates von St. Oliver hatte die Idee zu dieser Ausstellung und die Figuren zusammen mit ihrem Ehemann aus Bonn abgeholt.
„Mensch, du hast königliche Würde!“ ist der Leitgedanke der Schau. „Wir alle sind von Gott zur Königin und zum König berufen“, unterstreicht Christine Braun. Diese Berufung durch Gott verleiht Würde, das tragen die Figuren von Ralf Knoblauch in die Welt.
Gemeinsam mit Rita-Maria Scholz-Behrens, Brigitte Hüther und Lucia Martin hat Christine Braun auch ein kleines Heft verfasst, das Impulse beim Betrachten der Figuren gibt. Es zeigt, dass sich in den kleinen Figuren die großen Probleme der Welt spiegeln: Frieden, Gerechtigkeit, Bewahrung der Schöpfung, Freiheit. Alles verknüpft mit der unteilbaren, von Gott gegebenen Würde.
Wobei nicht nur die Augen auf die Figuren gelegt werden. Anfassen ist ausdrücklich erwünscht. Denn Risse, Verdickungen und Unebenheiten im Holz, eben die Knorrigkeit der Skulpturen lassen sich mit allen Sinnen besser erfassen.
Erspüren lasse sich auch so die Entstehung der Figuren. Denn es ist kein Zufall, dass Ralf Knoblauch, mit den Königen Würde thematisiert. Als hauptamtlicher Diakon arbeitet der 1964 geborene gelernte Tischler in Bonn-Tannenbusch, einem Stadtteil, der eher als Problemviertel, als sozialer Brennpunkt gilt. Die Brüche im Leben der Menschen, die dort zu Hause sind, fließen in die Gestaltung der Könige ein. Sie zeigen damit auch wie schnell in Armut und soziale Not die Würde verloren gehen kann.
Zur Ausstellung gehört ein Begleitprogramm, das Anfragen an den Verlust von Würde thematisiert – sei es durch Armut, durch schwere Krankheit oder Beeinträchtigung. So wird am Dienstag, 10. Januar, Diakon Andreas Handzug Über den „Sozialen Mittagstisch Guter Hirt in Hildesheim" sprechen (19:30 Uhr). Die „Grenzen und Möglichkeiten der Hospizarbeit“ werden am Montag, 16. Januar, von Antje Doß von den Maltesern Hannover erläutert (Beginn ist um 19:30 Uhr). Am Montag, 23. Januar, wird mit „Meditatives Tanzen mit königlichen Figuren“ ein spiritueller Akzent gesetzt (19 Uhr). Unter dem Titel „Zuhause sein – Heimstatt Röderhof“ wird Robert Heinen am Donnerstag, 26. Januar, über den Alltag in der Heimstatt für geistig behinderte Menschen sprechen (19:30 Uhr). Mit einem Gottesdienst am Freitag, 27. Januar, wird die Ausstellung beendet (18:30 Uhr).
- Zur Info: Die Ausstellung ist in der Kirche St. Oliver, Pestalozzistrasse 24 30880 Laatzen, zu sehen. Die Öffnungszeiten: sonntags 10:30 bis 13 Uhr und 15 bis 17Uhr; dienstags 8 bis 10 Uhr; freitags 18 bis 20 Uhr; samstags: 15 bis 17 Uhr.
Rüdiger Wala