Literatur-Picknick in den frühen Morgenstunden
Norbert Junker übernimmt die Leitung der St. Ursula-Schule
So ein Gefühl, dass man sich hier wohlfühlen könnte hatte Norbert Junker schon, als er 1985 am Hauptbahnhof von Hannover in ein Taxi stieg, um sich an der <link http: www.st-ursula-schule-hannover.de external-link-new-window externen link in neuem>St. Ursula-Schule vorzustellen. Daran hat sich seitdem nichts geändert. Seit 27 Jahren unterrichtet Junker am katholischen Gymnasium in Hannovers Südstadt. Nach dem Ausscheiden von Ewald Wirth als Schulleiter 2011 hat der gebürtige Mönchengladbacher die Schule bereits kommissarisch geleitet. Am Donnerstag, 8. November ab 17 Uhr wird er mit einem Gottesdienst in der Kirche St. Heinrich offiziell als neuer Schulleiter eingeführt.
Ich wollte immer Lehrer an einer Privatschule sein, sagt Junker. Die Verbindung von einer wertorientierten Erziehung und großem Gestaltungsspielraum zog den heute 56-Jährigen schon als Berufsanfänger an. Spontane Touren für interessierte Schüler am Samstag nach Berlin, als die deutsche Teilung noch Realität war? Literarische Nachtwanderungen mit einem Picknick in den frühen Morgenstunden? Die damalige Schulleiterin, Schwester Justina vom Orden der Ursulinen, ließ den jungen Kollegen einfach machen. Seine Literatur-AG ist längst zur Institution geworden. Seit 27 Jahren treffen sich jeden Donnerstag Abend Literaturbegeisterte zum Lesen gemeinsam, in Echtzeit, präzisiert Junker schmunzelnd. Viele Teilnehmer haben die Schulzeit längst hinter sich, kommen aber immer noch, so oft sie es einrichten können.
Deutsch, Geschichte und Philosophie sind Norbert Junkers Fächer. Manche Schüler nennen das Laberfächer. Im Gegenteil, antwortet er: Es geht darum, immer präziser zu formulieren, was ich denke. In Zeiten der Effizienzsteigerung im Bildungswesen gibt Junker zu bedenken: Wir vereinheitlichen immer mehr, dabei werden die Schüler immer individueller. Die Lebenserfahrungen, die Freizeitgestaltung der Jugendlichen das driftet immer mehr auseinander. Die St. Ursula-Schule setzt deswegen darauf, jedem Schüler sein eigenes Lerntempo zu ermöglichen. Bevor das Abitur nach acht Jahren für alle eingeführt wurde, gab es dieses Angebot hier bereits für hochmotivierte Schüler. Heute setzt Junker auch auf Entschleunigung: In diesem Herbst sind zum ersten Mal Schüler in die elften Klassen eingestiegen, die sich nach dem Besuch der Realschule in einem speziellen Curriculum ein Jahr lang auf den Besuch der Oberstufe vorbereitet haben. Den Pädagogen freut es, dass alle den Einstieg gut gemeistert haben. Aber auch in den anderen Klassen gilt: Wir verlieren kaum jemanden, es gibt nur ganz wenige Abgänger.
Neben seinen Schulleiter-Pflichten ist es Junker wichtig, weiter zu unterrichten. Er leitet weiterhin einen Leistungskurs und das Seminarfach Philosophie. Dann weiß ich, was die Kollegen leisten müssen, erklärt er lächelnd. Und noch eine Sache liegt ihm am Herzen: Die Tradition der Ursulinen lebendig zu halten, die die Schule während der längsten Zeit ihres Bestehens geleitet haben. Alle Schüler und Lehrer besuchen irgendwann das Kloster der Ursulinen in Duderstadt. Von den Schwestern hat Norbert Junker gelernt: Wir sind eine Erziehungsgemeinschaft. Wir als Lehrer sind nicht bereits perfekt, sondern wir sind zusammen mit den Schülern auf dem Weg.
pkh