Marmelade in Rekordhöhe
Seit 35 Jahren organisiert die 83-jährige Agnes Diedrich den alljährlichen Kirchenbasar in der Kirche St. Johannes Bosco in Hemmingen-Westerfeld. Die Erlöse kommen sozialen Projekten in Peru und Kenia zugute. Teil 1 unserer Serie zu "Weltkirche in Hannover"
Der Kirchenbasar ist eine feste Institution im Kalender der Gemeinde von St. Johannes Bosco. Jeden Samstag vor dem ersten Advent öffnet der beliebte Markt seine Türen. Es sind die vielen leckeren und schönen Dinge, die zahlreiche Besucher anziehen. Selbstgebackene Kekse, Honig, kreative Handarbeiten und insbesondere die selbstgekochte Marmelade von Agnes Diedrich lassen in der vorweihnachtlichen Zeit die Herzen der Gäste höher schlagen. Diedrichs Marmelade ist ein wahrer Verkaufsschlager. Im letzten Jahr kochte und verkaufte sie 1910 Gläser in verschiedenen Geschmacksrichtungen. Diese Anzahl übertraf ihren bisherigen Rekord. Doch da steckt auch jede Menge Arbeit drin. ber das ganze Jahr hinweg sei sie damit beschäftigt, ganze Wannen voll mit Obst zu Marmelade zu verarbeiten, erzählt Diedrich.
Jeder ist willkommen
Wenn Diedrich vom Basar spricht, betont sie ausdrücklich ihre Dankbarkeit für die vielseitige Unterstützung, die sie erhält. Bei der Organisation hilft inzwischen ihre Tochter Regina Kalkmann mit, die sich außerdem um die ffentlichkeitsarbeit kümmert. Ebenso sei das übrige sechsköpfige Basar-Team für sie unentbehrlich. Eine weitere Hilfe sind aber auch die vielen Menschen, die das Projekt mit Spenden unterschiedlicher Art unterstützen. Sei es mit Obst, leere Marmeladengläser, Handarbeitssachen oder Geldspenden. "Die Leute kennen mich und wissen, dass es für einen guten Zweck ist", sagt Diedrich. Gelegentlich erhält das Basar-Team sogar anonyme Spenden von großem Wert. So wie im letzten Jahr ein Päckchen mit Geschirr und einer Madonna aus Porzellan von der Firma Rosenthal. Diedrichs Tochter konnte all die Sachen im Internet zu einem guten Preis verkaufen. "Dennoch hätte ich schon gerne gewusst, von wem die Spende war, um eine Rückmeldung zu geben", sagt Diedrich.
Für sie sei es etwas ganz Besonderes, dass sowohl die Unterstützer als auch die Besucher des Basars nicht nur aus der katholischen Gemeinde kommen. "Manche Leute meinten, sie könnten nicht zum Basar kommen, weil sie nicht katholisch seien. Ich freue mich, wenn ich denen die Schwellenangst nehmen kann." Und sie unterstreicht: "Denn für mich ist der Basar auch ein Fest der kumene."
Unterstützung sozialer Projekte in Peru und Kenia
Die vom Basar-Team erwirtschafteten berschüsse fließen zu gleichen Teilen in Projekte, die in Peru und Kenia angesiedelt sind. Das Peru-Projekt hat Diedrich bereits 1984 ins Leben gerufen. Anfangs kamen die Spendengelder ausschließlich der Arbeit von Schwester Wilhelma zugute. Die Vinzentinerin lebte von 1977 bis 2015 in Peru, wo sie in verschiedenen sozialen Einrichtungen arbeitete, erläutert Diedrich. Sie pflegte kranke Menschen, leistete Sozialarbeit und Seelsorge, und sie leitete ein Kinderheim. Als Schwester Wilhelma nach 38 Jahren nach Deutschland zurückgekehrte, stellte das Basar-Team die Unterstützung dennoch nicht ein. "Es gehen weiterhin Spendengelder nach Peru, weil dort an allen Ecken und Kanten etwas fehlt", so Diedrich. Aktuell werde ein Kinderheim in der Stadt Trujillo unterstützt auch getragen von den Vinzentinerinnen in Peru.
Irgendwann sei in der Basar-Gruppe der Wunsch entstanden, auch die Missionsarbeit von Pfarrer Ruhnau in Kenia zu unterstützen, erinnert sich Diedrich. Der unkonventionelle Pfarrer lebte fast 40 Jahre bei den kenianischen Turkana-Stämmen. Im Jahr 2008 kehrte Ruhnau nach Celle zurück, wo er seine letzten Lebensjahre verbrachte. Damit endete das Projekt. Doch das Basar-Team wollte auf dem afrikanischen Kontinent weiter aktiv bleiben. Deshalb habe es sich für die Unterstützung der "Bosco Boys" in Kenia entschieden, führt Diedrich aus.
Die Ordensgemeinschaft der Salesianer Don Boscos ist seit 1980 in Kenia tätig und verantwortlich für das Bosco Boys-Programm. Im Rahmen dieses Programms haben die Salesianer verschiedene soziale Einrichtungen entwickelt, die Straßenkindern eine Bleibe und Stütze geben sollen. "In der vom Basar-Projekt unterstützten Einrichtung in Nairobi erhalten die Kinder und Jugendlichen einen strukturierten Tagesablauf", ergänzt Kalkmann. Außerdem könnten sie dort eine Schule besuchen und sogar eine technische Berufsausbildung absolvieren.
Diedrich hat in all den Jahren über die Bilanz des Basar-Projekts genau Buch geführt. Auf den Cent genau habe man bis einschließlich 2018 einen Betrag von 225.888,34 Euro eingenommen. "Und ich weiß hundertprozentig, dass die Gelder gut angekommen sind", freut sich Diedrich.
Martina Stabenow