Mission: Kirche
Mit Menschen in Berührung kommen, die wenig mit Kirche zu tun haben. Das will die ökumenische Messeseelsorge deutschlandweit. Bei der Bundeskonferenz der Messeseelsorger vergangenen Woche wurde dazu ein Grundsatzpapier verabschiedet. Das soll bekräftigen, was Messeseelsorger wie Pastor Karl- Martin Voget vor Ort erleben.
Laut und warm ist es in den Messehallen. Das weiße Kollar, das Pastor Karl- Martin Voget zum schwarzen Hemd trägt, sorgt für irritierte Blicke. Mit seinen fast zwei Metern überragt er die meisten Messebesucher und Aussteller, während er sich durch die Elektronikmesse Cebit schiebt. Vor einem Stand mit einem kleinen, weißen Roboter bleibt er stehen. Guten Tag, sagt der Roboter zu Voget. Sie machen auf mich heute einen sehr ausgeglichenen Eindruck. Voget muss lachen. Womit kann ich Ihnen heute helfen?, fragt der Roboter. Auf einem Display vor seiner Brust erscheinen bunte Symbole. Moment, sollten wir nicht erstmal Hände schütteln?, fragt Voget. Er streckt die Hand aus. Der kleine Roboter legt den Kopf schief. Seine übergroßen Augen und kleine Stupsnase geben dem kleinen Gesicht einen kindlichen Ausdruck.
Wo werden die Daten für die Gesichtserkennung gespeichert?
Plötzlich schließt er die Augen. Sein Kopf sinkt auf die zierliche Brust. Ein Austeller vom Messestand kommt herbei geeilt. Entschuldigen Sie, zu viele Eindrücke auf der Messe für Pepper, sagt er. Deswegen muss er neu gestartet werden. Pepper sei ein Service- Roboter, erklärt er. Eine Gesichtssoftware kann Gesichtsausdrücke analysieren. Je nach Stimmung könne Pepper dann zum Beispiel Produktinformationen bieten oder Spiele spielen. Wo werden denn die Daten für die Gesichtserkennung gespeichert?, fragt Voget vorsichtig nach. Und ich habe gelesen, dass Roboter wie Pepper für die Pflege Demenzkranker eingesetzt werden soll. Wie genau soll das funktionieren?
Messepastoral ist missionarisch
Präsent sein in einem Raum, der auf den ersten Blick gar nichts mit Kirche zu tun. Und Fragen an Menschen stellen, die der Kirche kritisch gegenüberstehen. Diesem Auftrag widmet sich seit 1947 in Hannover die ökumenische Messeseelsorge mit einem Team aus ehren- und hauptamtlichen Mitarbeitern. Eine eigene Kapelle und regelmäßige Gottesdienstzeiten sollen den gestressten Messebesuchern einen Raum der Stille bieten. Anders bei der Verbrauchermesse Infa, bei der die Kirche mit einem eigenen Kirchenstand offensiv auf Besucher zugeht und so jedes Jahr rund 6.000 Menschen erreicht. Auch an anderen Messestandorten wie Frankfurt, Düsseldorf und Stuttgart unterhalten die evangelisch- lutherischen Landeskirchen und die jeweiligen Bistümer ähnliche Angebote. Messepastoral ist missionarisch, heißt es im Grundsatzpapier Kirchliche Dienste auf Messen, das auf der Bundeskonferenz der Messeseelsorge vergangenen Woche in Hannover verabschiedet wurde. Im Angebot von Gesprächen für Mitarbeiter, Messebesucher und Aussteller wird kirchliche Arbeit auf der biblischen Grundlage des Gebots der Nächstenliebe sichtbar.
Sich selbst treu sein
Pastor Voget ist auf dem Weg zurück zur Messekapelle, wo sich ein ehrenamtlicher Mitarbeiter für Gespräche bereithält. Viele Menschen, die hier unterwegs sind, kommen gar nicht dazu, sich damit auseinanderzusetzen, was sie tun, sagt Pastor Voget. Es gehe oft nur darum, schnell zu verkaufen und zu kaufen. Durch seine Predigten und Gespräche auf der Messe und in der Kapelle wolle er Impulse geben. Sowohl den Mitarbeitern, die regelmäßig zu den Gottesdiensten am Mittag kommen, als auch den zufälligen Besuchern, die nur kurz reinschauen. Ich sage ihnen, dass sie sich in all dem Trubel nicht selbst verlieren sollen. Sich selbst treu sein sollen, sagt Voget. Ein Besucher der Cebit hat ins Gästebuch der Kapelle geschrieben: Danke für die Stille, die mich zur Ruhe kommen lässt, in dieser von mir mitverantworteten Hektik.
Marie Kleine