"Motorradfahrer begeben sich ganz besonders in die Hand Gottes"

Pfarrer Martin Karras hat die Leitung der Pfarrei St. Nikolaus in Burgdorf übernommen

"Das Risiko hat sich gelohnt", findet Martin Karras. Nach sechs Jahren als Pfarrer in Garmisch hat er den Schritt zurück in sein Heimatbistum gewagt und die Pfarrei Sankt Nikolaus in Burgdorf übernommen. Worauf er sich am meisten freut: "Mal wieder richtig Pfarrer sein!" Nicht Architekt, nicht Betriebswirt, nicht Personalentwickler. Einfach Pfarrer, der Kinder auf die Erstkommunion vorbereitet und die Theologie so erklärt, dass jeder sie versteht.

Sein erster Eindruck von Burgdorf: "Was hier an ehrenamtlichem Engagement passiert: Wahnsinn!"  Die Aktiven betreiben den Second-Hand-Laden Benefizz und fördern eine Tageswohnung für Obdachlose. "Hier wird Caritas nicht den Profis überlassen, sondern gelebt", hat Martin Karras festgestellt. Beim Motorrad-Stammtisch im Ort ist er schon gewesen - und natürlich hat er die Dörfer auf seiner eigenen Maschine entdeckt. "Dabei nimmt man die Umgebung mit allen Sinnen wahr", schwärmt er. "Im Auto würde ich gar nicht bemerken, wie blühender Raps duftet." Karras freut sich darauf, sein Hobby auch in Burgdorf mit seinem Glauben zu verbinden. In seiner ersten Pfarrstelle in Duderstadt-Gerblingerode hat er bereits eine Motorrad-Wallfahrt ins Leben gerufen. Ihn beeindruckt immer wieder, wie offen die Biker für die Botschaft Gottes sind. "Den meisten ist bewusst, dass sie sich ganz besonders in die Hand Gottes begeben. Auch denen, die mit der Bibel wenig anfangen können, ist ganz wichtig, dass sie am Schluss des Gottesdienstes den Segen für ihre Motorräder bekommen." Karras freut sich schon auf die Zusammenarbeit mit seinem Kollegen Heinrich Plochg, der in Hannover bereits einen regelmäßigen Motorrad-Gottesdienst feiert.

Martin Karras ist in Salzgitter geboren. Weil er Garmisch-Partenkirchen bei Besuchen bei Freunden ins Herz geschlossen hatte, bewarb er sich auf die Pfarrstelle dort. Er staunte nicht schlecht, als sich die Bistumsleitung bewusst für den Kandidaten entschied, der den weitesten Weg zu seinem neuen Arbeitsplatz hatte. Sein Tipp für alle "Zuag'reisten": "Versuch? bloß nicht, mit den Einheimischen Bayerisch zu sprechen." Statt krampfhaft zu versuchen, sich anzupassen, hat der neue Pfarrer aus dem Norden lieber die Diskussion über die hergebrachten Traditionen gesucht. "Ich war auch eine Herausforderung für die Bayern", ist Martin Karras überzeugt. Nicht zuletzt der Tod seines Vaters, erzählt er, hat ihm jedoch bewusst gemacht, wie wichtig ihm seine Wurzeln im Norden sind. "Bis jetzt habe ich den Eindruck: Burgdorf und ich passen zusammen."

pkh