Ob ein Spiel gelingt, geht über das Können des Spielers hinaus
33 Jahre lang war Dieter Haite Mönch. Jetzt wagt er als Seelsorger der Katholischen Hochschulgemeinde einen Neuanfang.
Eines hat Pater Dieter Haite schon mal mit vielen Studierenden gemeinsam, wenn er zum neuen Semester die Aufgabe als Seelsorger der Katholischen Hochschulgemeinde (KHG) übernimmt: die erste eigene Wohnung. 33 Jahre lang war Pater Dieter Mönch und er will es immer noch sein, allerdings außerhalb des Klosters. Dieter Haite hat die Cella St. Benedikt, das Benediktinerkloster in der List, das gerade seinen 25. Geburtstag feiert, aufgebaut und bis zu seinem Austritt 2012 geleitet. Beides waren die besten Entscheidungen meines Lebens: der Austritt und der Eintritt damals auch, resümiert er. Als Supervisor und Coach bringt der 55-Jährige Führungskräften die Regel des heiligen Benedikt nahe, die für ihn selbst nach wie vor Gültigkeit hat: den Rhythmus von Beten und Arbeiten, von Alleinsein und Gemeinschaft. Im Kloster bin ich ein strukturierter Mensch geworden, ist er überzeugt. Das Wort Mönch kommt von lateinisch monachus, das heißt der Alleinlebende, erklärt Pater Dieter: Es ist das Ziel der Benediktsregel, den Menschen so zu stärken, dass er als Mönch leben kann auch alleine. Außerhalb der Klostergemeinschaft ist sein Leben viel stiller geworden. Ich ahne jetzt, sagt er, was Benedikt gemeint haben könnte.
Ein Jahr lang hat Pater Dieter die vakante Pfarrstelle in Bad Nenndorf verwaltet. Jetzt freut er sich auf eine weitere neue Erfahrung: einmal nicht Leiter sein nicht Pfarrer, nicht Superior. Die Leitung der KHG am Leibnizufer behält Pastoralreferent Stephan Ohlendorf. Pater Dieter kann sich ganz auf seine Aufgabe als Priester und Seelsorger konzentrieren. Außerdem nimmt er weiterhin seinen Lehrauftrag für Sozialethik an der Universität wahr. Jeden Sonntagabend wird er künftig den Hochschulgottesdienst in der Basilika St. Clemens feiern. Das Ziel des erklärten Borussia-Dortmund-Fans: Die jungen Menschen in das Geheimnis der Messe einführen wie im Fußballstadion. Mystagogie nennen das die Theologen. Dass Fußball und Religion mit ihren Ritualen und ihrer eingeschworenen Anhängerschaft einiges gemeinsam haben, haben schon viele bemerkt. Pater Dieter bohrt noch tiefer: Diese unglaubliche Spannung, bis das Tor fällt. Und: Man kann Fußball nicht machen. Ob ein Spiel gelingt, geht weit über das Können des Spielers und die Strategie des Trainers hinaus. Diese Spannung, die Hoffnung und die Gegenwart von etwas Geheimnisvollen - das will Pater Dieter genauso in der Kirche erlebbar werden lassen. Und er vermutet: Wenn Jesus seine Gleichnisse heute erzählen würde, würde er auch Beispiele aus dem Fußball nehmen.
Am Sonntag, 27. Oktober um 19.15 Uhr wird Pater Dieter Haite im Semester-Eröffnungsgottesdienst in der Basilika St. Clemens in sein Amt eingeführt. Anschließend wird in der KHG mit Live-Musik, Buffet und indonesischem BBQ gefeiert.