Ohne Gold und Weihrauch

Bei einem Bestatter fing alles an. Der bestellte eine Installation für sein Institut bei dem Künstler Dieter Lahme. Da fehlt noch ein Kreuz, fand ein Pfarrer. Aber die eckige, sperrige Form des Kreuzes wollte einfach nicht hineinpassen. So entwarf Dieter Lahme das Lebenskreuz: zwar unverkennbar ein Kreuz, aber weich und abgerundet auf der hinteren Seite. Ein kleines Lebenskreuz liegt schmeichelnd in der Hand, ein größeres kann man an sich drücken wie ein Baby oder einen Teddybären.

Ganz unerwartet wurde das Lebenskreuz für Dieter Lahme, der sich selbst nicht wahnsinnig religiös nennt, zum Leitmotiv in seinem Werk. Mehr als 1.000 Lebenskreuze hat er inzwischen gestaltet. Eine Auswahl davon ist ab Freitag, 24.02. unter dem Motto Tatort Kreuz im <link http: www.ka-punkt.de external-link-new-window externen link in neuem>ka:punkt, dem Treffpunkt der katholischen Kirche in der Grupenstraße, zu sehen.

Bei mir gibt es kein Gold, keinen Weihrauch und kein Kerzenlicht. Die hochwertige Form des Kreuzes wird angegriffen durch die Dinge des Alltags, erklärt der Künstler, der vom Niederrhein stammt und in Wanzleben-Börde bei Magdeburg lebt. Er hat quietschbunte Kreuze mit Lockenwicklern, mit Verpackungen für Kaffeesahne und mit  getrockneten Bohnen beklebt oder die Kreuzform weiterentwickelt zu einem Partnerkreuz, das an siamesische Zwillinge erinnert. Der ka:punkt, findet der Künstler, ist genau der richtige Ort für seine Werke. Denn: Hier geht das Leben ab.

In der Fastenzeit steht das Kreuz für Christen im Blickpunkt. Daher lag es nahe für Jutta Johannwerner, die im ka:punkt für das Kulturprogramm zuständig ist, in dieser Zeit die Lebenskreuze zu zeigen. Für sie machen die Werke von Dieter Lahme deutlich: Mein Glaube hat mit meinem Leben zu tun egal, ob ich mir gerade Locken drehe oder vor dem Lebenskreuz mit dem Thermometer über den Klimawandel nachdenke.

Tatort Kreuz vom 24.02. bis 12.04. im ka:punkt, Grupenstraße 8, geöffnet Mo-Fr 10-18 Uhr, Sa 10-14 Uhr