Open-Air-Kino: Auftakt ist gemacht
"Pictures about us" gestartet
Sommerabend, kühle Getränke, arabische Speisen – und ein guter Film: Das ist "Pictures about us", Open-Air-Kino vor der Basilika St. Clemens mitten in Hannover.
Gut 70 Zuschauer*innen haben sich zum Auftakt vom "Pictures about uns" vor der Basilika St. Clemens eingefunden. Mit Klappstuhl oder Decke, um sie auf den Stufen vor den Portal des Gotteshauses auszubreiten. Wer nichts dabei hatte, konnte sich einen Klappstuhl gegen Pfand ausleihen.
Der Abend lauschig, die Getränke kalt, der Ofen im Imbisswagen für arabische Speise befeuert – der richtige Rahmen für einen Open-Air-Kinoabend. Aber genauso wichtig: ein guter Film. Über die große Monitorwand flimmert „Wunder“, ein us-amerikanischer Streifen aus dem Jahr 2017. Mit Julia Roberts und Owen Wilson prominent besetzt, in der Regie von Stephen Chbosky.
Im Mittelpunkt des Films steht aber ein anderer Schauspieler: Jacob Tremblay, zum Zeitpunkt des Drehs 11 Jahre alt. Er spielt einen Grundschüler, der unter dem Treacher-Collins-Syndrom leidet – eine erbliche Erkrankung, die zu Gesichtsfehlbildungen führt. Kurz: Er sieht aus wie ein Freak. Und nun soll er wieder zur Schule gehen, sich den anderen Schüler*innen gewissermaßen ausliefern.
Die Story ist klassisch: Mit Humor und zähen Beharrungswillen setzt er sich schließlich durch, unterstützt von seinen Eltern und seiner Schwester. Es gibt den Fiesling, den Freund, der ihn verrät und mit dem er sich aussöhnt – und den weisen Schuldirektor. Was es aber nicht gibt: zu viele Klischees und falsche Rührseligkeit. Das macht den Film, der auf einem gleichnamigen Roman von Raquel J. Palacio basiert, zu einer Geschichte wie aus dem richtigen Leben.
Ausgewählt wurde der Film von Engagierten in der Katholischen Hochschulgemeinde (KHG) und Bewohner*innen der Studierendenwohnheims Clemensburse, beide direkt am Platz an der Basilika ansässig. Und eben weil es eine Geschichte ist, aus der man viel für’s Leben kernen kann, hat sich der Film wohl in der Abstimmung durchgesetzt.
Für Thomas Harling, Kulturbeauftragter der Katholischen Kirche und Initiator, ein Beleg, dass die Idee „Pictures about uns“ trägt: „Auch welchen Film wir auswählen, zeigt ein Bild von uns, was für uns wichtig ist im Leben.“ Vor wenigen Wochen hatten Harling und weitere Mitstreiter*innen die Nachbarn rund um den Platz an der Basilika eingeladen, Filme für gemeinsame Open-Air-Kino-Abende auf dem Platz vor der Basilika auszuwählen.
Die Nachbarn des Niedersächsischen Ministeriums für Wissenschaft und Kultur, schräg gegenüber der Basilika, entscheiden sich für „BlacKkKlansman“, ein Filmdrama von Spike Lee, ie Besucher*innen des Tagestreffpunkts der Caritas Hannover für obdachlose Menschen für „Ziemlich beste Freunde“ (Frankreich 2011). Die Nachbar*innen aus der geschäftigen Goethestraße votierten für eine deutsche Komödie: „300 Worte Deutsch“. „Wir selbst als Katholische Kirche zeigen einen ukrainischen Film“, sagt Harling: Мої думки тихі (My thoughts are silent) aus dem Jahr 2019. "Er stellt eine besondere Einladung an die Geflüchteten dar und will darauf hinweisen, dass im Krieg auch die Kultur bedroht ist", betont Harling.
Vor allem aber geht es darum, wieder zusammenzukommen: „Als Nachbarinnen und Nachbarn, gerade nach der Corona-Pandemie“, sagt Harling. Der Auftakt ist gemacht.
- Der Eintritt ist frei. Besucher*innen werden gebeten, wenn möglich einen Klappstuhl mitzubringen.
- Die Filmreihe wird von der Dr. Buhmann Stiftung für interreligiöse Verständigung und „Gesellschaftsfonds Zusammenleben“ der Landeshauptstadt Hannover gefördert.
- Veranstaltet wird „Pictures about us” von der Katholischen Kirche in der Region Hannover in Zusammenarbeit mit der Basilika St. Clemens, der Caritas Hannover, der Katholischen Familienbildungsstätte Hannover, dem Haus der Religionen, der Katholischen Erwachsenenbildung, der Katholischen Hochschulgemeinde und dem Niedersächsischen Ministerium für Wissenschaft und Kultur.
Rüdiger Wala