Pilgern am Fluss

Vierzig Frauen pilgerten von der Wasserstadt nach Marienwerder

Strom und Rinnsal, Weg und Hindernis, Naturgewalt und Sehnsuchtsort: Wasser in vielen Gestalten war das Leitmotiv des Frauenpilgertags 2024. Rund vierzig Frauen waren der Einladung der Fabi und der Katholischen Kirche in der Region Hannover gefolgt. 

Die evangelische Pastorin Rebekka Brouwer empfing die Pilgerinnen in Limmer und gab ihnen Einblicke in die neue entstehende Wasserstadt. Das Bauprojekt wird im Ort heftig diskutiert, wird es doch die Einwohnerzahl von Limmer auf gut 12.000 Menschen doppeln. Brouwer berichtete, dass sie für ihre Projektstelle eigens eine Fortbildung als Quartiersmanagerin absolviert hat. Gemeinsam mit ihrer katholischen Kollegin macht sie Angebote, die die neuen Bewohner untereinander in Kontakt bringen sollen. Sie führte die Pilgerinnen auch zu der Gedenktafel für die Zwangsarbeiterinnen im KZ Limmer. In der Wasserstadt sind die Straßen nach den gefangenen Frauen benannt.

Wie in vergangenen Jahr begleitete auch diesmal die Skulptur einer Königin des Bildhauers Ralf Knoblauch die Gruppe. Die Königin, die auf künstlerische Weise an das Thema „Menschenwürde“ erinnert, wurde von den Pilgerinnen abwechselnd getragen. Der Weg führte entlang des Stichkanals Hannover-Linden und durch die Leineauen über Letter zum Kloster Marienwerder. Unterwegs erhielten die Pilgerinnen Einblicke in die ignatianische Spiritualität, lauschten mit „hörendem Herzen“ in die Stille und erkundeten die Umgebung bei einer kreativen Schreibaufgabe.

In Marienwerder wurden die Pilgerinnen von Äbtissin Ulrike Kempe empfangen – eine seltene Gelegenheit, das Klostergelände kennen zu lernen. Es wird als Wohnanlage für hochbetagte Damen aus den evangelischen Konventen der Klosterkammer genutzt und ist für die Öffentlichkeit nicht zugänglich. Im Klostergarten konnten die Pilgerinnen bei Kaffee und Keksen rasten. Die Äbtissin – eine frühere Krankenschwester und Leiterin einer Pflegeschule – berichtete von ihren Aufgaben, die historische Anlage zu erhalten und die alten Damen im Alltag zu begleiten. Danach führte eine der Bewohnerinnen in die Geschichte der Klosterkirche ein, der ältesten Kirche in Hannover aus der Zeit um 1200. Als die Pilgerinnen zum Abschluss noch den neu entstehenden Gedenkweg für das KZ Stöcken besuchten, schloss sich thematisch der Kreis zum Anfang.

  • Der Frauenpilgertag findet jedes Jahr als gemeinsames Angebot der Katholischen Familienbildungsstätte Hannover und des Regionaldekanats statt. 2025 werden die Pilgerinnen wieder zeitgleich mit anderen Frauengruppen im ganzen Bistum Hildesheim unterwegs sein. Der Termin steht schon fest: 20. September 2025.

Annedore Beelte-Altwig