Sanddorn-Likör und Antipasti
Die Kirche auf den Weihnachtsmärkten der Region
Raus aus den Kirchenmauern oder die Kirchentür weit geöffnet, heißt es in der Adventszeit in den katholischen Gemeinden der Region Hannover. Auf den Weihnachts- und Wochenmärkten ist die Kirche präsent. Zu ihren eigenen Märkten laden die Gemeinden herzlich ein. Für uns ist es wichtig, raus in die Stadt zu gehen, sagt Pfarrer Thomas Hoffmann. Er leitet den katholischen Innenstadt-Treffpunkt ka:punkt und hat mit Hans-Werner Herbst von der Marktkirchengemeinde das Sortiment für den ökumenischen Weihnachtsmarktstand zusammengestellt. Der Weihnachtsmarkt gehört zu Hannover wie die Kirchen. Da wollen wir dabeisein. Einkaufsstress in der Adventszeit muss nicht sein aber gegen ein paar liebevoll ausgesuchte Geschenke ist nichts einzuwenden, findet Thomas Hoffmann. Geschenke haben etwas mit Einfühlungsvermögen zu tun, meint der Pfarrer: Wer sich in andere Menschen hineindenkt, schenkt besser.
kumenischer Stand auf dem Weihnachtsmarkt rund um die Marktkirche
Justiz-Irrtum heißt der Sanddorn-Likör, den die Insassinnen der Justizvollzugsanstalt Vechta ansetzen. Ihn und viele weitere Produkte aus Gefängnissen haben Gefängnisseelsorgerin Jutta Johannwerner und ihre Kollegen mitgebracht. Am gemeinsamen Stand der evangelischen Marktkirchengemeinde und des katholischen City-Treffpunkts ka:punkt werden sie verkauft, außerdem Kunsthandwerk aus Fairem Handel und satirische Weihnachtskarten des Künstlers und Caritas-Mitarbeiters Ulrich Bensmann. 200 Ehrenamtliche wechseln sich am Stand ab und informieren dort auch über die Angebote der Kirchen. Der Erlös kommt der ökumenischen Essensausgabe am Leibnizufer zu Gute.
23.11.-22.12., 11-21 Uhr, Grupenstraße, Hannover
Kirchenbude auf dem Lister Weihnachtsmarkt
Die ganze Adventszeit über ist die Gemeinde St. Joseph auf dem Lister Weihnachtsmarkt anzutreffen. Jeden Tag stellt sich eine andere Einrichtung in der Kirchenbude vor. Die Kinder, Eltern, Lehrer und Ehemaligen der Grundschule Bonifatiusschule musizieren einen ganzen Tag lang für die Weihnachtseinkäufer. Sie sammeln Spenden für ihre Partnerschule in Bolivien und für ein Gewaltpräventionsprojekt an ihrer Schule (15.12.). Die Brüder aus der Cella St. Benedikt verkaufen Produkte, die in Klöstern hergestellt wurden (18.-20.12.).
23.11.-22.12., 11 bis 21 Uhr, Lister Meile, Hannover
Der echte Nikolaus auf dem Wochenmarkt in der Südstadt
Hallo Nikolaus, kommen Sie doch mal zu uns! Energisches Winken hinter der Theke des Grünkohlwagens. Michael Habel biegt ab von seinem Weg zwischen den Marktständen und wendet sich den Damen zu. Ich habe Sie am Dienstag doch nicht etwa vergessen?, fragt er durch den Rauschebart.
Nikolaustag war am Dienstag, aber am Freitag kam der Nikolaus auf dem Wochenmarkt auf dem Stephansplatz noch einmal vorbei: einfach so, ohne Geschenke. Michael Habel, Gemeindereferent in der Gemeinde St. Heinrich, war im Gewand des heiligen Bischofs unterwegs, sprach mit Marktbesuchern und Verkäufern und lud sie zu den adventlichen Veranstaltungen der Gemeinde ein. Die Leute kennen den Nikolaus, stellt er fest. Keiner hält mich für den Weihnachtsmann. Auch der türkischstämmige Verkäufer am Obst- und Gemüsestand weiß sofort Bescheid: Oh, der Nikolaus aus der Türkei! Genau, bestätigt Michael Habel: Der historische Nikolaus war Metropolit in Myra, dem heutigen Demre in der Türkei.
Michael Habel stützt sich würdevoll auf einen echten Bischofsstab aus massivem Eisen. Ein Gemeindemitglied hat ihn mal für einen Bischof aus Eritrea gebaut, der oft in St. Heinrich zu Gast war und seinen eigenen Stab im Flugzeug nicht transportieren konnte. Habel ist mit der Nikolaus-Aktion zufrieden: Ich bin sicher, dass ich noch Gesprächsstoff für die nächsten fünf Minuten gewesen bin. berrascht hat ihn, dass kein einziges Kind nach Süßigkeiten gefragt hat. Offenbar ist die Gegenwart des Nikolauses noch spannender als das, was er zu verteilen hat. Und nicht zuletzt wurde der Nikolaus auch selbst beschenkt: mit einer Rose, einer Orange und einer Kartoffel.
Annedore Beelte