"Sie retten Leben"
Kirchen danken Rettungskräften und bitten um Segen
Mit einem ökumenischen „Blaulicht-Gottesdienst“ haben die evangelische und katholische Kirche am Freitag in der Basilika St. Clemens in Hannover den Aktiven in Rettungsdiensten, Feuerwehr, Katastrophenschutz, Polizei, Technischem Hilfswerk, der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft und der Notfallseelsorge gedankt.
„Unter Blaulicht werden ganz verschiedene Dienste zusammengefasst, die aber einiges gemeinsam haben: Menschen in Not, Menschen, die sich in Gefahr befinden, Menschen, die Hilfe brauchen, werden unterstützt“, betonte der Hildesheimer Bischof Heiner Wilmer in der Basilika St. Clemens. Was Blaulicht und Rettungskräfte noch verbindet: „Sie begeben sich in Gefahr, damit es anderen wieder gut gehen kann, damit andere keinen Schaden nehmen. Sie retten Leben“, stellte Wilmer heraus.
Doch mehr und mehr werden Einsatzkräfte in ihren Aufgaben behindert, beschimpft oder sogar angefeindet, kritisierte der hannoversche evangelische Landesbischof Ralf Meister die nach seinen Worten „Gaffer und Hater“. Die Vorstellung, dass jeder und jede für den Zustand einer Gesellschaft einen eigenen Anteil der Verantwortung trägt, gerate bei diesen Gaffern und Hatern mehr und mehr aus dem Blick. Trotzdem bleiben Einsatzkräfte ihrem Auftrag treu: „Ihre Arbeit gewährt unserer Gesellschaft Freiheit und Schutz. Ohne Sie geht es nicht!“
Doch gebe es Arbeit, die über die Kräfte geht, sagte Meister: „Das Miterleben und die Verantwortung für das Leben anderer ist belastend.“ Es gilt, Bilder und Erleben zu verarbeiten, die sich nach Schichtende nicht einfach an den Haken hängen lassen. In diesen Situationen sei die Kirche für die Rettungskräfte da: „Nehmen Sie uns in Anspruch, wenn Sie uns brauchen.“
Im Gottesdienst haben drei Rettungskräfte in kurzen Impulsen dargelegt, was ihnen Halt gibt. Für Sascha Manzek, Polizeibeamter aus Lüneburg, ist es der Glaube: „Ich weiß, ich bin nicht allein mit den Herausforderungen, denen ich mich stellen muss.“ Stefan Zeitz, Rettungssanitäter bei der Feuerwehr Hannover, ist es die solidarische Gemeinschaft: „Die Fürsorge der Kolleginnen und Kollegen, der Rückhalt der Familie und die Menschen an meiner Seite.“ Dazu zählt er ausdrücklich die Notfallseelsorge: „Den Seelsorgerinnen und Seelsorger ist kein Weg zu weit.“ Benjamin Moß, Feuerwehrmann aus der Region Hannover, unterstrich die „Kameradschaftlichkeit“ in den Rettungsdiensten: „Wir stehen füreinander ein, unterstützen uns, ohne uns zum Teil persönlich zu kennen.“ Das helfe, Belastungen durchzustehen und zu verarbeiten.
Unterstützung beim Durchstehen und Verarbeiten sei eine Aufgabe der Notfallseelsorge, sagten der evangelische Polizeiseelsorger Axel Kullik und sein katholischer Kollege Torsten Thiel. Die andere Aufgabe: „Wenn die letzte Spur gesichert, der Band gelöscht und der letzte Verletzte versorgt ist, dann übernimmt die Notfallseelsorge.“
Vorbereitet und organisiert wurde der Blaulicht-Gottesdienst von den Mitarbeitenden der evangelischen und katholischen Polizeiseelsorge, der evangelischen und katholischen Feuerwehrseelsorge sowie der ökumenischen Notfallseelsorge. Musikalisch wurde er an der Orgel vom Regionalkantor der Katholischen Kirche in der Region Hannover, Francesco Bernasconi, und dem Posaunenchor der Markus- und Matthäus-Kirche Lehrte unter Leitung von Christian Lange gestaltet. Nach dem Gottesdienst kamen die Teilnehmenden zum Beisammensein auf dem Platz an der Basilika geladen zusammen: Musikalisch begleitet von der Jazz-Combo des Niedersächsischen Polizeiorchesters, verpflegt vom Malteser Hilfsdienst.
Rüdiger Wala