"Technik ist nicht alles!"

Ökumenisches Kirchencenter auf der CeBIT

Hektische Betriebsamkeit, Vorstellungen von Innovationen im IT-Bereich mit Showcharakter und überall piept, klickt und blinkt es. Mittendrin ist Hans L., er ist Mitte Fünfzig, lebt im Ruhrpott und kommt seit dreißig Jahren nach Hannover zur weltgrößten Computermesse CeBIT. Der Physiker und Informatiker besucht Aussteller, um Fachgespräche zu führen, eilt von Termin zu Termin, informiert sich über Neuerungen. Einmal am Tag, um 12 Uhr, unterbricht er sein straffes CeBIT-Programm und mach für eine Stunde Pause. Das ist schon seit zwanzig Jahren so: Dann muss ich einfach zum Kirchencenter gehen, um dort die Hl. Messe mitzufeiern, sagt er und eilt in den Gottesdienst.

Pater Aloys Terliesner nickt ihm kurz zu. Man kennt sich, er gehört, wie der Oblatenpater sagt, zu seinen Stammkunden. Seit über zwanzig Jahren kommt auch er bereits zur CeBIT nach Hannover und versieht den Dienst als katholischer Messe-Pfarrer. Den Gottesdienst feiert er zweisprachig abwechselnd auf Deutsch und auf Englisch. Heute sind nur ein paar Besucher in den Gottesdienst gekommen. Das ist ganz unterschiedlich, erklärt Terliesner, mal sind wir nur acht, wie heute, dann mal wieder um die zwanzig. Die Gläubigen kommen vor allem aus Korea, Indien, den USA und Deutschland, aber auch aus anderen Ländern schauen immer mal wieder Messebesucher im Kirchencenter vorbei.

Der Gottesdienstes in der Mittagspause, so Terliesner, ist eine gute Möglichkeit, um einmal aufzutanken, ein bisschen zur Ruhe zu kommen in Mitten der Messehektik. Und seine Stammkunden nutzen die Zeit nach dem Gottesdienst auch gern zu einem Gespräch mit dem Seelsorger. Oft wird daraus dann ein Beichtgespräch. Ich bin aber nicht nur zur Gottesdienstzeit da, sondern den ganzen Tag, solange die Messe auf hat. Denn viele schauen auch nur im Vorbeigehen mal kurz rein, für ein kurzes Gebet, ein kurzes Atemholen. Manch einer braucht diesen Ausgleich, so der Pater, um sich wieder einmal bewusst zu machen, dass Technik nicht alles ist. Sondern da ist noch einer, der über allem seine schützende Hand hält.

Oft sitzt Pater Terliesner lange mit Pastor Karl-Martin Voget, seinem evangelischen Kollegen, allein in der Kirche oder im Vorraum: Doch ich habe gemerkt, dass es wichtig ist, dass wir einfach da sind. Wir sind jederzeit ansprechbar, egal, ob es nur ein Plausch ist, ob es um familiäre oder Glaubens-Probleme geht. Terliesner geht gern über das Messegelände und besucht die Ausstellungshallen. Ich interessiere mich dabei nicht so sehr für die Technik, so der Ordensmann, für mich ist ein Computer ein Arbeitsgerät, das funktionieren muss. Aber ich möchte mir ein Bild davon machen, wo und wie die Menschen hier den ganzen Tag verbringen.

Manchmal lädt ihn ein Gottesdienstbesucher an seinen Stand ein: Dann gehe ich auch hin, zumal, wenn man sich schon lange kennt. Aber meist ist es so, dass ich unterwegs angesprochen werde, wir kennen uns doch vom Gottesdienst.

Es ist kurz vor 13 Uhr. Der letzte Messbesucher hat sich von Pater Terliesner verabschiedet. Doch es kommen bereits die nächsten und Pastor Voget macht sich fertig. Mit einem Lied wird er gleich das ökumenische Mittagsgebet beginnen.

(pkh)