Und der Papst war auch schon da …
Kirchen- und Religionsmeile auf dem Tag der Niedersachsen in Hannover
Meile der Kirchen und Religionsgemeinschaften beim Tag der Niedersachsen in Hannover. Ökumenischer Hoffnungsgottesdienst dem mit den Bischöfen Ralf Meister und Heiner Wilmer.
Da steht er. In Lebensgröße. Der Papst. Wenn auch nur in Pappe. Durchaus ein Blickfang am Stand der Katholischen Kirche in der Region Hannover – und ein begehrtes Fotoobjekt für Selfies. Übrigens wie die aus dem Wallfahrtsort Kloster Oelinghausen im Sauerland stammende Herzbank. 1,20 Meter breit, genug Platz für zwei Personen oder Familien, gekrönt von einem fast zwei Meter hohem „halben“ Herz. Auch hier können die Mitarbeiter*innen des Standes, darunter mehrere junge Leute aus dem katholischen Jugendzentrum Tabor in Hannover, kaum nach Fotos mit Passant*innen zu machen, die sich kurz auf der Herzbank Platz nehmen. „Eine schöne Idee“, heißt es immer wieder und Bilder werden gleich an Verwandte und Freud*innen weitergeschickt.
Auch am Glücksrad gibt es zuweilen kurze Wartezeiten. Nach zweieinhalb Tagen, kurz vor Ende des dreitägigen Landesfestes sind dann auch die kleinen Gummibären-Tüten – auch wenn es sich um Pilgerschuhe zum Godehardjahr handelt – vergriffen. Sie wurden mit Informationen über das Tabor, Angebote der Katholischen Kirche in der Region, einem Reisesegen und weiteren Mitgeb-Artikeln wie Stifte, Schreibblöcke und Taschen verlost.
Gleich daneben lädt der [ka:punkt] interessierte Paar sich auf eine Art Waage zu stellen. Nicht zum Gewicht messen, sondern um sich in Balance zu bringen. Feinfühlig muss das gegenseitige Gewicht austariert werden, damit die kleine Wippe ausgewogen steht. Kein leichtes Unterfangen. Nicht nur Paare und Eltern mit Kindern nutzen diese Möglichkeit. Auch Ministerpräsident Stephan Weil und der Hildesheimer Bischof Heiner Wilmer testen, ob sie harmonisieren. Recht schnell finden sie ihre Balance und nutzen in Anschluss gemeinsam die Herzbank – ebenfalls mit Foto dieses besonderen Momentes im Verhältnis von Staat und Kirche. Übrigens: Auch Kultusminister Grant Hendrik Tonne, vom Ressort her zuständig für Kirchen und Religionsgemeinschaften, und der evangelische Landesbischof Thomas Adomeit brachten sich in Balance. Aus Oldenburg, zurzeit Vorsitzender Konföderation der evangelischen Landeskirchen in Niedersachsen haben sich in Balance bringen lassen.
Balance zwischen Ministerpräsident und Bischof
Erstmals ist es keine reine Kirchenmeile auf dem Tag der Niedersachsen, sondern Christ*innen, Jüd*innen, Muslim*innen und Ezid*innen gestalten zusammen „Haus der Religionen“ zwischen Maschpark und Landesmuseum ein gemeinsames Programm. Das Leitmotiv: „Mehr Himmel auf Erden“. Deutlich sichtbar auf einem „Kaltluftballon“ (damit er nicht abhebt) im Zentrum der Meile. Dort spielen unter anderem Ezid*innen auf ihren traditionellen Instrumenten, erklingen Posaunen und Kirchenlieder, die die Propsteichor St. Clemens bei einem kurzen Auftritt am Sonntagmittag singt. Bei gemeinsamen Ständen informieren der Caritasverband Hannover und die Diakonie spielerisch vor allem über ihre Angebote für junge Menschen. Bei der Katholischen und Evangelischen Familienbildungsstätte können kleine Kinder Schätze beim Sieben im Spielsand finden oder mit ihren Eltern in einer ruhigen Ecke Bilderbücher anschauen.
Gut 500 000 Menschen besuchen drei Tage lang das Landesfest, mit dem auch nachträglich der 75. Geburtstag Niedersachsens gefeiert wird. 250 Aussteller*innen gestalten insgesamt neun Themenmeilen – darunter auch die „Blaulichtmeile“, bei der unter anderem Fahrzeuge des Malteser-Hilfsdiensts betrachtet werden können. Einschließlich der Fahrrad-Rikschas, mit denen die Malteser Senior*innen zu Ausflugstoren einladen, selbst wenn sie die nicht mehr ohne Hilfe am Leben in der Stadt teilnehmen können. Beim traditionellen Umzug am Sonntagsnachmittag sind 80 Volkstanz-, Trachten- und Vereinsgruppen beteiligt.
„We are the world, we are the children!“
Zuvor setzt am Sonntagvormittag ein ökumenischer Gottesdienst ein besonders Zeichen. : Sein Leitgedanke: „We are the world, we are the children!“. Die Bischöfe Ralf Meister und Heiner Wilmer gestalten ihn zusammen mit Schüler*innen der evangelischen IGS Wunstorf und dem Andreanum aus Hildesheim sowie der katholischen St. Ursula Schule aus Hannover. Beim Gottesdienst berichteten beispielsweise Anna und Leon aus der St. Ursula Schule, wie mit den Ängsten gerade der jüngeren Mitschüler*innen umgegangen wurde, unter anderem durch Gespräche und Gebete in der schuleigenen Kapelle, aber auch durch das Basteln von Friedenstauben. Aber auch für die ukrainische griechisch-katholische Kirche St. Wolodymyr in Hannover-Misburg wurden Hilfsgüter gesammelt und so Transporte unterstützt.
Von einer ähnlichen Ohnmacht in der Schule erzählen auch Piet und Lina von Andreanum. Doch zudem sollte Flagge gezeigt werden: durch eine große gelb-blaue Ukraine-Fahne auf dem Schuldach und einem Spendenlauf. Tim und Finn (IGS Wunstorf) verweisen auf die moralische Verpflichtung zur Hilfe – durch Spendenaktionen und Friedensdemonstrationen. Dabei dürfen aber Flüchtlinge aus Afghanistan und Syrien nicht vergessen werden. Musikalisch wird der Gottesdienst von der Bläsergruppe der IGS Wunstorf und dem Mittelstufenchor der St. Ursula Schule gestaltet.
Rüdiger Wala