Unvergessen

An die Menschen, die von Amts wegen bestattet wurden, erinnert bisher keine Trauerfeier und kein Grab. Die evangelische und katholische Kirche wollen das gemeinsam ändern: Sie laden am 9. Mai zu einem Gottesdienst für die Namenlosen dieser Stadt in die Basilika St. Clemens ein

Im Jahr 2013 waren es 360 Menschen in Hannover, die von Amts wegen bestattet wurden. Denn sie hatten keine Angehörigen, die bereit oder in der Lage waren, für ihre Bestattung aufzukommen oder das Ordnungsamt konnte keine Angehörigen  ausfindig machen. Das betrifft Menschen aller Schichten: vom Wohnungslosen bis zum Großstadt-Single. Diese Menschen haben nicht isoliert gelebt:  Sie hatten Nachbarn, Bekannte, Freunde, mehr oder weniger nahe Verwandte? Die katholische und evangelische Kirche laden diese Hinterbliebenen am 9. Mai um 16 Uhr in die Basilika St. Clemens zu einem Trauergottesdienst für die in Hannover von Amts wegen Bestatteten ein. Den Gottesdienst feiern Propst Martin Tenge, Stadtsuperintendent Hans-Martin Heinemann, Diakoniepastor Rainer Müller-Brandes sowie ein Team von Engagierten aus Kirche und Caritas.

Es geht uns darum, den Verstorbenen ihre Namen und ihre Würde zurückzugeben, sagt Ulrike Branahl vom Caritasverband. Der Sachausschuss Caritas und Soziales des <link ueber-uns dekanatspastoralrat external-link-new-window externen link in neuem>Dekanatspastoralrates hat das Thema Bestattung von Amts wegen angestoßen. Die Vorgabe der Politik, erklärt Diakon Ingo Langner, ist in solchen Fällen, die günstigste Bestattungsvariante zu wählen, und das ist in der Stadt Hannover eine anonyme Beisetzung. Anonym bedeutet: Grundsätzlich keine Begleitung zum Grab, auch nicht durch Vertreterinnen oder Vertreter der Kirchen, da ansonsten die Anonymität nicht gewährleistet ist. Die Lage des Grabes ist nicht bekannt. Laut der Stadt finden die Bestattungen von Amts wegen auf den großen Friedhöfen Lahe, Stöcken und Ricklingen statt.

Im Trauergottesdienst am 9. Mai werden die Namen der Verstorbenen, die Mitglieder der evangelischen oder katholischen Kirche waren, auf langen Papierrollen zu lesen sein. Wer den Namen seines Bekannten oder Verwandten hier nicht findet, kann ihn ergänzen. Alle Mitfeiernden sind eingeladen, ein Licht an der Osterkerze zu entzünden und zu dem entsprechenden Namen zu stellen.