Verbindung zwischen Geschichte und Gegenwart
Hildesheimer gestaltet Kreuz für die Cella St. Benedikt
Seit Monaten wird die alte Hauskapelle in der Cella St. Benedikt in Hannover umgebaut. Entstehen soll eine ansprechende, schlichte und einfache Hauskirche. Am Sonntag (13.2.) soll alles fertig sein.
Wir haben sogar noch ein bisschen Luft für die Arbeiten, sagt Architekt Gido Hülsmann aus Bochum und schaut sich zufrieden auf der Baustelle in der Cella St. Benedikt in Hannover um. Noch steht ein Gerüst im neuen Kirchenraum und der Maler streicht die letzte Wand. Der Fußboden ist noch abgedeckt und auch der Alabaster-Altar, der erst vor wenigen Tagen per Autokran einschwebte, trägt eine Schutzverkleidung. Mitten in der Baustelle steht ein Mann in Latzhose und mit Sicherheitsschuhen. Er betrachtet ein großes Kreuz, das auf dem Boden liegt. Niemand würde auf die Idee kommen, in diesem Mann einen Priester zu vermuten. Es handelt sich um Benediktinerpater Abraham. Er stammt aus Hildesheim, genauer gesagt aus Klein Escherde, und heißt mit bürgerlichem Namen Michael Fischer. Noch während seines Theologiestudiums trat er in das Benediktinerkloster Meschede ein und entdeckte dort seine Liebe zur Kunstschmiedearbeit. Nach den Zeichnungen des Architekten erarbeitete er das Kreuz, dass nun in der neuen Hauskirche der Cella seinen Platz im Altarraum bekommen hat. Sechs Männer brauchte es, um es an seinen Platz zu heben.
Das Kreuz selbst hat P. Abraham als Scheibenkreuz konzipiert. Es stellt für mich die Verbindung zum einen zwischen der Geschichte und der Gegenwart her, zum anderen aber auch zwischen dem Bistum Hildesheim und der Cella St. Benedikt in Hannover, sagt der Pater und erinnert an das berühmte mittelalterliche Scheibenkreuz im Hildesheimer Dom. 300 Arbeitsstunden hat das Schmiedeteam in Kloster Meschede benötigt, um das Kreuz anzufertigen. Verschiedene Materialien haben Verwendung gefunden. Die Scheibe besteht aus Damaszenerstahl, den die Schmiede selbst hergestellt haben, und dann vergoldet wurde. Aus Damaszenerstahl wurden im Mittelalter Schwerter gefertigt, erklärt P. Abraham, ich habe also nicht Schwerter zu Pflugscharen umgearbeitet, sonder aus Schwertstahl ein Kreuz gemacht.
Die Scheibe symbolisiert die Sonne, genauer gesagt, Christus, die Sonne der Gerechtigkeit. Den Mittelpunkt des Kreuzes bilden neun Platten aus reinem Eisenmeteor, es steht für den kosmischen Aspekt, der schon für die mittelalterlichen Scheibenkreuze eine große Bedeutung hatte, Christus als Mittelpunkt des Universums. 24 Bergkristallpyramiden bilden die Quer- und Längsachse des Kreuzes. Für den Künstler ist das Besondere an diesem Scheibenkreuz, dass diese mittelalterliche Kreuzform hier in einem ganz modernen Aussehen erstrahlt. Und dieses Strahlen ist nicht nur bildlich gemeint: Wenn man vor dem Kreuz steht, so P. Abraham, hat man das Gefühl, es leuchtet, auch wenn das Licht aus ist. Es sieht so aus, als ob in den Bergkristallen kleine Teelichter stehen. Betrachtet man die Einzelteile des Kreuzes, dann bemerkt man, dass sich hier biblische Zahlen wiederfinden: Die 24 Bergkristalle stehen für die 24 Ältesten, die 12 Apostel oder die 12 Tore des himmlischen Jerusalems, sagt P. Abraham, und die neun Meteoritplatten stehen für die Dreifaltigkeit, eben Drei mal Drei.
Fragt man P. Abraham, was es für ihn bedeutet, so ein Kreuz anzufertigen, lächelt er verschmitzt und antwortet: Es bedeutet für mich viel Freude, viel Schweiß, viel Mühe, viel Anstrengung, Verzweiflung und dann wieder reine Freude. Zwischendurch geht manchmal was schief, es dauert länger, als man gedacht hat, technische Schwierigkeiten tauchen auf und man glaubt, dass es nie rechtzeitig fertig werden kann. Doch dann ist es geschafft und hängt schließlich an seinem vorgesehenen Ort.
Am Sonntag (13.2.) wird mit der Altarweihe die neue Hauskirche in der Cella St. Benedikt in der Voßstr. 36 eingeweiht. Und am Dienstag, dem 15.2.2011 um 18.00 Uhr, laden die Benediktiner der Cella alle Interessierten zu einer feierlichen Vesper in der neuen Hauskirche ein. Musikalisch mitgestaltet wird die Vesper von Elisabeth Schwanda, Blockflöte und Ulfert Smidt, Continuo, die Teile aus ihrer neuen CD con variazioni" spielen. Mit dem Verkauf der CD an diesem Abend soll die Hauskirche unterstützt werden.
(pkh)