Was Wüste und Großstadt gemeinsam haben

Die Messdiener seiner früheren Gemeinde in Göttingen haben ihm ein T-Shirt geschenkt: Bernds Städtereisen steht darauf. Die Frage, wie Menschen in anderen Kulturen denken und glauben, treibt Bernd Langer an manchmal im ganz wörtlichen Sinn: Ich bin jemand, der gerne mal zu Fuß geht, sagt der Pfarrer schmunzelnd. Ob mit den Messdienern in London oder mit Erwachsenen aus der Gemeinde in Rom: Ich war immer vorneweg und habe die anderen mitgezogen.

Am Sonntag wurde Bernd Langer in sein neues Amt als Pfarrer der Gemeinde St. Maria im Nordwesten Hannovers eingeführt. Zu der Gemeinde gehören die Kirchorte St. Hedwig in Hannover-Vinnhorst, St. Christophorus in Hannover-Stöcken und  St. Adalbert in Hannover-Herrenhausen. Bei dem Gottesdienst begrüßte er seine Amtsbrüder, die Seelsorger der italienisch- und spanischsprachigen Missionen, in ihren Muttersprachen. Im Katholischen Internationalen Zentrum Hannover (KIZH) in der Nordstadt, wo auch die deutschsprachige Gemeinde St. Maria ihren Mittelpunkt hat, haben Katholiken aus vielen Herkunftsländern eine spirituelle Heimat gefunden.  Im Frühjahr wird Bernd Langer auch für das Zentrum Verantwortung übernehmen. Das fordert mich heraus, sagt der 49-Jährige. Kirche kann Vorreiterin der Integration sein, denn der Glaube verbindet uns.

Seine neue Aufgabe ist für Bernd Langer ein Heimspiel: Er stammt aus Vinnhorst, das zur Gemeinde St. Maria gehört. Früher ist mir nie so aufgefallen, wie schön Hannover ist, überlegt der Pfarrer. Ich bin in den 70er Jahren aufgewachsen, erzählt er. Damals war das Motto: Wer mitmacht, erlebt Gemeinde. Nach der Firmung stieg er richtig ein ins Gemeindeleben, und so stand schon mit 15 Jahren sein Berufswunsch fest. Im Studium, bevor es ernst wurde mit der Entscheidung, zögerte  er noch einmal: Muss es die Priesterweihe sein mit dem Zölibat und allen Konsequenzen? Aber der Entschluss stand fest: Die Einwände waren nie so tragend, dass sie grundsätzlich alles in Frage gestellt hätten.

Pfarrer Langer engagiert sich in der Priestergemeinschaft Jesus Caritas, die zur geistlichen Familie Charles? de Foucauld gehört. Der französische Adlige, der sich vom schillernden Enfant terrible zum Einsiedler in der algerischen Wüste und zum Kenner der Tuareg-Sprache wandelte, ist ein Vorbild für ihn. Auch in der Großstadt, meint er, kann man die Lehren aus der Wüste umsetzen: Zum Beispiel andere Sprachen in die eigene übersetzen. Die Jugendkultur hat eine eigene Sprache, die mir zum Teil völlig fremd ist, gesteht Bernd Langer. Aber wenn man die Texte der Rapper anschaut, geht es um die alten Sehnsüchte: geliebt und angenommen sein und einen Sinn im Leben finden. Und dazu hat die Kirche schließlich einiges zu sagen.

Pfarrer Bernd Langer

wurde am 25. Juni 1962 in Hannover geboren. Nach dem Theologiestudium in Münster und Straßburg wird er 1988 in Hildesheim zum Priester geweiht. Nach seiner Kaplanszeit unter anderem in Braunschweig wird er 1994 Jugendseelsorger des Bistums Hildesheim. Am 1. Advent 1998 wechselt Bernd Langer als Pfarrer der Gemeinde St. Heinrich und Kunigunde nach Göttingen. Seit 2008 war er Pfarrer der neuen Großgemeinde St. Godehard in Göttingen mit den Kirchorten St. Heinrich und Kunigunde, St. Hedwig und St. Marien  und kommissarischer Dechant.