Würfeln um einen Cappuccino
Vorweihnachtlicher Endspurt für die Ehrenamtlichen am ökumenischen Kirchenstand
Haben Sie Altarkerzen?, will der Mann wissen. Die brennen am besten. Barbara Schmidt muss ihn enttäuschen. Aber bei der nicht gerade alltäglichen Frage, wo man in Hannover Altarkerzen bekommt, hilft sie kompetent weiter.
Für das Team des ökumenischen Kirchenstandes auf dem Weihnachtsmarkt in der Grupenstraße hat der Endspurt begonnen. Rund 200 Ehrenamtliche haben sich seit 23. November beim Standdienst engagiert. Barbara Schmidt hatte am Montag ihre letzte Schicht. Ein fchen im Inneren der Bude wärmt ihr die Füße. Das Wetter, sagt sie, war in diesem Jahr ein Kinderspiel: Im vorigen Jahr habe ich meinen Standdienst bei 14 Grad minus begonnen.
Die Katholikin arbeitet sonst ehrenamtlich im Kirchentreffpunkt ka:punkt mit. Im Forum ist sie ansprechbar für alle Fragen und Sorgen der Besucher. Gleich gegenüber am Kirchenstand im Einsatz zu sein, ist für sie eine Abwechslung, auf die sie sich jedes Jahr in der Adventszeit freut. Ich finde es gut, dass wir den Stand zusammen mit der evangelischen Marktkirchengemeinde auf die Beine stellen und ein Gegengewicht bilden zu den kommerziellen Ständen, sagt sie. Wer am Kirchenstand einkauft, unterstützt damit die ökumenische Essenausgabe am Leibnizufer. 2010 haben wir rund 1.000 Euro eingenommen, sagt Pfarrer Thomas Hoffmann und dämpft Enthusiasmus, bevor er aufkommt: Das reicht gerade mal für eine halbe Woche Essen.
Viele Produkte sind von Strafgefangenen hergestellt oder aus Fairem Handel importiert. Barbara Schmidts Tipps für ein Last-Minute-Weihnachtsgeschenk: Schutzengel aus der Holzwerkstatt der JVA Sehnde, glatt poliert wie ein Handschmeichler und zum Aufhängen am Fenster oder unter der Decke. Oder für Katzenfans: Die Kater-Exerzitien, ein etwas anderer Begleiter in das Kloster Wülfinghausen. Jeder, der etwas kauft, darf mit dem Verkäufer oder der Verkäufern würfeln. Wer gewinnt, den lädt das Team zu einem Cappuccino in den ka:punkt ein.
Barbara Schmidt ist ehrenamtlich aktiv, seit sie Rentnerin ist. Der ka:punkt ist genau das Richtige für mich, sagt die Pflegepädagogin und frühere Schulleiterin. Hier ist jeder willkommen, jeder wird mit Respekt behandelt. Diese Philosophie gefällt mir. Am Weihnachtsmarktstand ergeben sich weniger intensive Gespräche als beim Cappuccino. Aber jedem, der danach fragt, erklären wir, warum die Kirchen hier präsent sind. Und jeder, mit dem ich gesprochen habe, fand das auch gut.
Annedore Beelte