Zehn Jahre Erlasskampagne
Erzbischof Edmundo Abastoflor zu Gast im Forschungsinstitut für Philosophie in Hannover
Hannover (pkh) - Die Zahlen, die Erzbischof Edmundo Abastoflor seinen Zuhörern nennt, sagen eines ganz deutlich, auch zehn Jahre nach der Entschuldungskampagne "erlassjahr.de" ist Bolivien noch immer ein armes Land. "Die Auslandsschulden sind zwar weniger geworden, dagegen sind die Inlandsschulden gestiegen", so der Bischof von La Paz. "Aber die Armut konnten wir im Land senken. Inzwischen leben sieben Prozent weniger bei uns unter der Armutsgrenze als vor zehn Jahren." Das ist auf den ersten Blick nicht viel. Doch Abastoflor sieht es durchaus als einen Erfolg: "Es ist ein kleiner Schritt in die richtige Richtung!" Aber dem Bischof ist klar, dass noch ein weiter Weg vor seinem Land liegt. Denn immer noch leben über zwei Drittel der Bevölkerung in Armut.
Gefragt, beim Fachgespräch im Forschungsinstitut für Philosophie in Hannover, wie groß denn die Schicht der Reichen im Land sei, antwortet Abastoflor schmunzelnd: "Das kommt darauf an, wie sie Armut definieren. Wenn sie die meinen, die eine Million Dollar und mehr besitzen, dann sind das im ganzen Land vielleicht 50 oder 60 Personen. Aber bei uns in Bolivien gelten zum Beispiel Campesinos als reich, die vielleicht 100 Dollar ihr eigen nennen."
Angesichts dieser Tatsache war die Frage nach dem Erfolg der Entschuldungskampagne nicht verwunderlich. "Rein nach Dollar gemessen, hat sich bei uns nicht viel geändert. Aber man darf hier nicht nur den finanziellen Aspekt betrachten. Für mich ist der ideelle, der symbolische Gesichtspunkt viel wichtiger. Die Solidarität, die uns von außen entgegengebracht wurde, gerade auch von den vielen kirchlichen Gruppen, die Gemeinschaft, das neue Selbstbewusstsein und der Zusammenhalt der Bevölkerung in unserem Land machen die Entschuldungskampagne zu einem Erfolg. Wir sind für diese Kampagne und für das Engagement der vielen Menschen und Gruppen, die sie unterstützt haben, sehr dankbar."