Zum Tod von Papst em. Benedikt XVI.
Würdigungen von Bischof Heiner Wilmer und Propst Christian Wirz
Heute verstarb Papst em. Benedikt XVI. im Alter von 95 Jahren. Dr. Heiner Wilmer, Bischof von Hildesheim, und Propst Dr. Christian Wirz, Regionaldechant der Katholischen Kirche in der Region Hannover, würdigen den Verstorbenen.
Bischof Heiner Wilmer:
„Der Tod von Papst Benedikt XVI. macht mich sehr betroffen. Mit ihm verliert die katholische Kirche in Deutschland und in der ganzen Welt einen hervorragenden Repräsentanten mit enormer Geisteskraft. Wir alle verlieren eine ausgezeichnete Persönlichkeit, ein Vorbild im Glauben, einen großen Theologen und feinsinnigen Menschen. Gleichzeitig dürfen wir dankbar sein, dass unser Herr ihm ein so langes und überaus fruchtbares Leben im Dienst unserer Kirche geschenkt hat.
Ich habe Papst Benedikt XVI. in Rom kennenlernen dürfen, als er bereits emeritiert war. Mir hat sehr imponiert, dass er trotz seines hohen Alters stets hellwach und mit hohem Verstand die Fragen des Glaubens und die Herausforderungen der Kirche in unserer komplexen Welt analysiert und eingeordnet hat.
Mit höchstem Respekt habe ich 2013 seinen Rücktritt vom Amt des Papstes wahrgenommen. Er ist diesen Schritt gegangen, weil er aufgrund seines Alters und aus Krankheitsgründen die eigenen körperlichen Voraussetzungen für das Petrusamt als nicht mehr ausreichend eingestuft hat. Das war nicht nur ungewöhnlich, sondern auch sehr mutig und verantwortungsbewusst.
Das wissenschaftliche Werk des Verstorbenen ist mehr als beeindruckend. Mit Joseph Ratzinger ist einer der bedeutendsten katholischen Theologen des 20. und frühen 21. Jahrhunderts von uns gegangen. Mir persönlich werden von seinen vielen Schriften die drei Bände seines Buches „Jesus von Nazareth“ und die erste Enzyklika „Deus caritas est“ als großartige Texte besonders im Gedächtnis bleiben.“ Und ganz besonders sein vertrautes Wort: „Wer glaubt, ist nie allein.“
Propst Christian Wirz:
"Der Tod des emeritierten Papstes Benedikt XVI. macht mich sehr traurig. Er war ein großer Theologe, dessen Bücher ich schon als Jugendlicher mit Begeisterung gelesen habe. Sie sind geprägt von spiritueller Tiefe und gedanklicher Schärfe.
Ich kenne viele Menschen, die sich durch ihn dem katholische Glauben genähert haben. Er hat auf Augenhöhe mit den großen Denkern seiner Zeit diskutieren können. Seine Gespräche mit dem Philosophen Jürgen Habermas sind mir in eindrucksvoller Erinnerung.Schon als Präfekt der Glaubenskongregation hat er konkrete Schritte im Kampf gegen die sexualisierte Gewalt durch Priester eingefordert und umgesetzt, lange bevor das in Deutschland zum großen Thema wurde.
Über seine Wahl zum Papst 2005 habe ich mich persönlich sehr gefreut. Erwartungsgemäß hat er seine theologische Kompetenz in das Amt eingebracht. Seine Enzykliken über die Liebe und die Hoffnung sind faszinierende geistliche Texte.
Dabei wollte er nie Papst werden, und er war, glaube ich, in diesem Amt auch sehr unglücklich. Weiterhin war er viel mehr Intellektueller als Politiker. Seinen Rücktritt habe ich außerordentlich bedauert, aber gut verstanden. Das war ein mutiger Schritt, der mit jahrhundertealten Üblichkeiten brach. Ich bete für Joseph Ratzinger, dass er dem Gott, über den er in seinem Leben so viel nachgedacht hat, nun von Angesicht zu Angesicht begegnen darf."
- Hinweis: In den Gottesdiensten in der Basilika St. Clemens, heute, Silvester, 17 Uhr und morgen Neujahr, 11:30 Uhr, wird Propst Wirz Papst em. Benedikt XVI. nochmals im Gebet gedenken.