Zwischen Schafen und Dromedaren

Die Playmobil-Krippe in St. Nikolaus in Burgdorf

Mit Spielzeug wird in St. Nikolaus in Burgdorf die Weihnachtsgeschichte erzählt. Bis zum 6. Januar werden immer neue Szenen in der Krippenlandschaft aufgebaut.

Sand ist manchmal hartnäckig – eine Erfahrung, die nun das Krippenteam um Ricarda Lott, Niklas Wedekin und Gemeindereferent Stefan Horn in der St.-Nikolaus-Kirche in Burgdorf gemacht hat. Denn die aufzubauende Karawane mag so gar nicht, trotz Klebeband, auf Sand halten. Da könnte ein Dromedar glatt umfallen – und Maria und Josef, die mit ihrem Esel mitten in der Szene sind, gleich mit.

Denn anschauen, nahe rangehen und vielleicht auch eine Nase an der Acrylglasumrandung der Krippe leicht plattdrücken – das kann passieren und ist erlaubt. Zwar stammen die Figuren nicht aus renommiertem Kunsthandwerk, doch sind sie seit 1994 gerichtlich als Werke angewandter Kunst eingestuft: Playmobil-Figuren. Erwachsene 7,5 Zentimeter hoch, Kinder 5,5 Zentimeter. Tiere von allen Kontinenten – und auch eine Krippe, um die in St. Nikolaus eine ganze Landschaft mit sich veränderten Szenen erreichtet wird.

Warum ein Spielzeug, dass statistisch in zwei Dritteln der Kinderzimmer in Deutschland vorhanden ist? „Playmobil schlägt eine Brücke zwischen der Lebenswelt von Kindern und der Bibel“, meint Stefan Horn. Für den Gemeindereferenten kann es nichts Besseres geben, als die Botschaften der Heiligen Schrift zu erspielen: „Kinder bekommen so eine positive Verbindung und wer weiß, vielleicht spielen sie die Geschichten ja zu Hause mit ihren Figuren nach.“

Gabriel, Augustus und die drei Weisen

Mit der Krippenlandschaft soll die Weihnachtsgeschichte ein Stück anschaulich gemacht werden. Das erste Bild zeigt die Überlieferung, als der Engel Gabriel der Jungfrau Maria die Geburt ihres Sohnes ankündigt. Es folgt das Gebot von Kaiser Augustus, dass alle Welt sich zählen lassen sollte: Josef macht sich mit Maria nach Betlehem auf – als Teil der Karawane, die im Sand nicht ganz so standfest ist. Bis zum 6. Januar folgen Szenen von der Geburt Jesu sowie von den drei Weisen, die dem Stern zur Krippe folgen.

Ausgangspunkt der sich wandelnden Krippenlandschaft, waren Überlegungen im Pfarrgemeinderat, wie die Botschaft von Weihnachten möglichst vielen einfach vermittelt werden können. Daher Spielzeug – und daher Erklärfilme. Zu jeder Veränderung wird auf der Webseite von St. Nikolaus ein Kurzvideo eingestellt, erläutert Horn: „Hier wird der entsprechende Textabschnitt in einfacher Sprache die Botschaft verkünden.“ Die Videos können an der Krippenlandschaft per QR-Code abgerufen werden.

Bei der Gestaltung hat Horn zusammen mit Ricarda Lott und Niklas Wedekin, nicht nur auf unterschiedliche vorliegende Spielwelten zurückgegriffen und sie neu komponiert. Sondern zudem auf verschiedene Spielgenerationen, was machen augenfälligen Unterschied erklärt. „Deutlich wird das bei den Schafen, die teilweise aus sehr früher Produktion kamen und relativ einfach gestaltet sind“, nennt Horn ein Beispiel: „Neuere Figuren sind sehr detailreich.“ Aber was wäre schon eine Krippenlandschaft ohne eine richtige Herde?

Playmobilkinder unterschiedlicher Generationen

Die ersten Reaktionen zeigen, dass die Idee gut ankommt: „Kinder standen schon mit großen Augen davor und haben mit ihren Eltern die Landschaft erkundet“, schildert Horn. Wobei er allerdings auch bei den Eltern leuchtende Augen bemerkt hat: „Schließlich haben die meisten auch mit Playmobil gespielt.“ Wie Horn selbst: „Ich bin ein Playmobilkind der ersten Generation.“ Mitte der 1970-er Jahre hat der fränkische Hersteller seine Figuren erstmals in die Läden gebracht.

Eher ein Playmobilist der vierten Generation ist Niklas Wedekin: 13 Jahre alt und „Kolping-Kid“: „Mir hat das großen Spaß gemacht“, sagt er – vor allem aus den einzelnen Teilen ganze Landschaften zu schaffen. Für Ricarda Lott ist die wandelnde Krippe eine kreative Idee, die sich durch den Advent zieht. „Sie zeigt auch, dass die Gemeinde sich bemüht, unter widrigen Bedingungen etwas auf die Beine zu stellen“, betont die Juristin, die sich im PGR engagiert. Sie selbst hat als „Autodidaktin“ mehrfach in Burgdorf als Künstlerin ausgestellt, vor allem Acrylmalerei.

Doch nicht nur die Krippe und die Landschaften sind selbst komponiert und in Szene gesetzt. Auch der Schau-Rahmen ist Marke Eigenbau. Die transparente Umrandung hat der Seelsorger von St. Nikolaus, Pfarrer Franz Kurth, im Keller passgenau zusammengesetzt.

  • Die Playmobil-Krippe kann täglich während der Öffnungszeiten der St.-Nikolaus-Kirche von 9 Uhr bis 17 Uhr besichtigt werden (Im Langen Mühlenfeld 19, 31303 Burgdorf). Die Videos sind auf der Webseite der Pfarrei zu finden: www.st-nikolaus-burgdorf.de

Rüdiger Wala